Nachhaltige Chemie setzt alles daran, Abfälle zu vermeiden. Wo das an Grenzen stößt, ist eine entsprechende Abfallwirtschaft erforderlich. Was ist in der Chemietechnik überhaupt Abfall? Wann handelt es sich um Reststoffe, die für andere Aufgaben brauchbar sind? Wie ist die Abfallentsorgung nachhaltig möglich? Antworten finden Sie hier.
Abfallstoffe in der chemischen Industrie
Die Definition für Abfall ist im Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz festgehalten. Dort steht sinngemäß, dass Abfälle bewegliche Gegenstände und Stoffe sind, die der Besitzer nicht mehr benötigt und deshalb abgeben will oder muss. Letzteres ist der Fall, wenn von Abfallstoffen Gefahren ausgehen, die nur durch eine fachgerechte Behandlung abgewendet werden können. Es wird zwischen Abfällen zur Beseitigung und zur Verwertung unterschieden. Erstere landen meistens in Abfallverbrennungsanlagen, die mit Technik zur Rauchgasreinigung ausgestattet sind.
Asche und nichtbrennbare Stoffe werden nach festgelegten Regeln deponiert. Abfallteile zur Verwertung lassen sich ganz oder teilweise wiederverwenden. In der Chemie fallen häufig Nebenprodukte an, die für die Gesundheit und die Umwelt gefährlich sind. Diese Sonderabfälle müssen mit chemisch-physikalischen oder mechanisch-biologischen Verfahren in unbedenkliche Stoffe umgewandelt werden, bevor sie endgültig entsorgt werden können. Daher ist es unerlässlich, sich Gedanken über eine nachhaltige Abfallwirtschaft zu machen.
Rechtliche Regelungen für Abfälle der chemischen Industrie
Zum Schutz der Menschen und der Umwelt unterliegt die Abfallwirtschaft einem umfangreichen gesetzlichen Regelwerk.
Zu den wichtigsten Regelungen gehören
- das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)
- die Abfallverzeichnisverordnung (AVV)
- die Nachweisverordnung (NachwV)
- die Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV)
- das Europäische Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR)
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz soll zur Schonung natürlicher Ressourcen und zum Schutz von Mensch und Umwelt durch eine nachhaltige Abfallwirtschaft führen.
Es regelt die grundsätzlichen Anforderungen an die Abfallwirtschaft und an die Entsorgungsfachbetriebe. Außerdem sind die Bedingungen für die Zulassung von Abfallbehandlungs- und -entsorgungsanlagen festgelegt.
In der Abfallverzeichnisverordnung werden den unterschiedlichen Abfallstoffen Schlüsselnummern zugeordnet. Sie dienen als Grundlage für die Einstufung der Gefährlichkeit sowie die sichere Handhabung und Entsorgung.
Die Nachweisverordnung verpflichtet die Erzeuger und Entsorger von Sonderabfällen zur Dokumentation über die Einhaltung aller Forderungen aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz. Es trägt dazu bei, eine nachhaltige Abfallwirtschaft durchzusetzen. Die Gefahrstoffverordnung regelt den Umgang mit allen gefährlichen Stoffen. Sie gilt damit auch für Sonderabfälle und muss bei der Abfallentsorgung entsprechend berücksichtigt werden.
Umgang mit Chemikalienabfällen
Um eine nachhaltige Abfallwirtschaft sicherzustellen, sind bei der Erzeugung von Abfällen in der Chemie bestimmte Regeln zu beachten. Verschiedene Abfallarten dürfen nicht miteinander vermischt werden. Sie sind getrennt zu sammeln und in dicht verschlossenen, geeigneten Behältern aufzubewahren. Die Behälter müssen mit Angaben über den Inhalt versehen werden. Die Beschriftung umfasst mindestens den Namen des Abfallerzeugers, die enthaltenen Stoffe, die dazugehörigen Abfallschlüsselnummern und die zutreffenden Gefahrenhinweise und -symbole.
Die Lagerung muss bis zur Abholung durch den Entsorger in geeigneten Räumen erfolgen. Geeignet sind brandsichere, gut belüftete Räume, die sich abschließen lassen. Behälter für flüssige Stoffe sind doppelwandig auszuführen oder durch Auffangwannen gegen auslaufende Flüssigkeiten abzusichern. Der Abfallerzeuger ist mitverantwortlich, dass alle Abfälle ordnungsgemäß beseitigt oder verwertet werden.
Wie wird die Abfallwirtschaft nachhaltig?
Die nachhaltige Verwertung und Entsorgung von Abfällen erfolgt nach den neuesten Regeln der Technik. Diese sind in BVT-Merkblättern über die besten verfügbaren Techniken für die Abfallwirtschaft enthalten.
Solche Merkblätter existieren für
- Abfallbehandlungsanlagen
- Abfallverbrennungsanlagen
- Abwasser- und Abgasbehandlung in der chemischen Industrie
Dort sind Vorgaben enthalten, die den sicheren und umweltgerechten Abfallumgang betreffen.
Dazu gehören ausführliche Hinweise über
- die Vorabkontrolle und die Eingangskontrolle der Abfallzusammensetzung, um die geeignete Technologie zu finden
- die sichere umweltgerechte Lagerung der Abfallstoffe einschließlich der Kontrolle auf Leckagen
- die Vermeidung und analytische Überwachung der Emissionen aus behandlungs- und Verbrennungsanlage in die Umwelt
- die Minimierung der Risiken zur Freisetzung von Schadstoffen durch Unfälle, Brände und Explosionen
- die Durchsetzung von Material- und Energieeffizienz bei den genutzten Verfahren
- die Durchführung von mechanischen, mechanisch-biologischen, biologischen und der chemisch-physikalischen Verfahren der Abfallbehandlung
Nachhaltige Abfallwirtschaft bei Kluthe
Die Vorgaben aus den BVT-Merkblättern erklären ausführlich, wie nachhaltige Chemie und Abfallwirtschaft umgesetzt werden. Kluthe gehört seit der Unternehmensgründung zu den Firmen, die sich intensiv für umweltgerechte Herstellung von Chemikalien für die Oberflächentechnik engagieren. Das gilt auch für eine die Rücknahme und Wiederaufbereitung von Abfallstoffen nach den Empfehlungen der BVT-Merkblätter. In diesem Zusammenhang wurde das Tochterunternehmen REMATEC für zukunftsorientiertes Recycling von Reststoffen gegründet.
In der Oberflächentechnik fallen vielfach Altöle, Bearbeitungsemulsionen, Lackschlämme, Lösungsmittel, Altlacke und Altfarben an, aus denen wertvolle Inhaltsstoffe zurückgewonnen werden. Für diese Stoffe stellt REMATEC spezielle Entsorgungsgebinde für Reststoffe und leere Behälter zur Verfügung, die von der betriebseigenen Spedition beim Kunden abgeholt werden. Das erleichtert dem Kunden die Vorbereitung für eine umweltschonende Abfallentsorgung. Die Aufbereitung und Verwertung der Abfälle erfolgt mit modernen Verfahren, die zum Teil selbst entwickelt und zur Patentreife gebracht wurden. Auf diesem Weg werden die Inhaltsstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt.
Bei allen Anstrengungen kommt der Klimaneutralität besondere Bedeutung in der nachhaltigen Abfallwirtschaft zu. Der nächste Schritt ist der Einstig in den freiwilligen Emissionshandel nach dem VOC-Standard. Die Investitionen in zertifizierte Klimaschutzprojekte zahlen sich in der Reduzierung von Treibhausgasen und daraus resultierenden CO2-Gutschriften aus. Kunden, die die zurückgewonnenen Inhaltsstoffe wieder in ihrer Chemie einsetzen, erhalten dann die anteiligen CO2-Gutschriften und verbessern ihre Klimabilanz.