Jedes Unternehmen lebt davon, dass es Waren oder Leistungen verkauft, für die die Kunden mehr bezahlen als die Realisierung kostet. Die Wertschöpfung ist der Unterschied zwischen Erlös und Aufwand. Der langfristige Unternehmenserfolg hängt davon ab, ob die Kunden auch in Zukunft an den Angeboten interessiert sind und ob der Markt dann noch das benötigte Material zu annehmbaren Preisen liefert. Wertschöpfungsstrategien sind Mittel, dies vorausschauend einzuschätzen. Hier erfahren Sie, welche Bedeutung die Nachhaltigkeit bei diesen Überlegungen in der Chemieindustrie hat.
Wertschöpfungsstrategien in der Industrie
In Bezug auf die Wirtschaft steht beim Begriff der Strategie folgende Frage im Mittelpunkt: Wie trifft man Entscheidungen, wenn die benötigten Fakten noch unbekannt sind, weil sie sich erst in der Zukunft ergeben? Dabei gilt es zu untersuchen, von welchen Einflüssen die Fakten abhängen, um dann aus der Erfahrung heraus einzuschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Ergebnisse eintreffen werden.
Für die chemische Industrie und Oberflächentechnik sind in Bezug auf Wertschöpfungsstrategien hauptsächlich folgende Punkte ausschlaggebend:
- Wie entwickeln sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Technik für die Produktion von Stoffen?
- Welche Stoffe werden die Kunden brauchen?
- Woraus lassen sich diese Stoffe herstellen?
- Woher bekommt man die Rohstoffe?
- Mit welchem Verfahren sollen die Stoffe hergestellt werden?
- Welche Anlagentechnik ist dafür erforderlich?
- Welche Kosten werden für die Produktion anfallen?
- Was unternehmen andere Betriebe der Chemieindustrie, um Kundenwünschen besser gerecht zu werden?
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gesellschaft und die Industrie auf diesem Gebiet Schwerpunkte setzen, ist sehr hoch. Deshalb müssen sich die Wertschöpfungsstrategien in der Chemieindustrie auf nachhaltige Chemie ausrichten.
Schwerpunkte der Wertschöpfungsstrategien in der Chemie
Die Schwerpunkte der Wertschöpfungsstrategien in der Chemie umfassen folgende Themen:
- Verfahren zur Wertschöpfung
- Anforderungen an die Produkte
- Digitalisierung
- Anforderungen an die Beschäftigten
- Logistik
- Rahmenbedingungen der Gesellschaft
Umweltfreundliche Verfahren zur Wertschöpfung
Um in der Zukunft Wertschöpfung zu garantieren, müssen umweltfreundliche Verfahren entwickelt und genutzt werden. Dazu hat die grüne Chemie zwölf Grundprinzipien aufgestellt. Diese beziehen sich auf die Rohstoffeffizienz, die Energieeffizienz und die Vermeidung der Freisetzung von Schadstoffen in die Umwelt bei der Erzeugung chemischer Stoffe. Es werden Verfahren benötigt, bei denen die Rohstoffe möglichst vollständig in die Endprodukte umgewandelt werden, wenig Abfall entsteht und nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden können.
Die Verfahren sollen mit möglichst wenigen Teilschritten auskommen und bei niedrigen Drücken und Temperaturen ablaufen. Risiken für die Freisetzung von Schadstoffen lassen sich durch die Nutzung ungefährlicher Stoffe, hohe sicherheitstechnische Standards und natürlich abbaubare Produkte minimieren.
Umweltfreundliche Produkte
Die Produkte der chemischen Industrie werden hauptsächlich von anderen Branchen weiterverarbeitet. Auch dort gibt es Wertschöpfungsstrategien, die nachhaltiges Handeln einschließen. Deshalb wird die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten steigen. Die wesentlichen Kriterien sind der sparsame Verbrauch von Roh- und Hilfsstoffen, die Prozessführung mit niedrigem Energieverbrauch, wiederverwendbare Reststoffe und ungefährliche Roh- und Hilfsstoffe.
Kluthe reagiert darauf zum Beispiel durch die Bereitstellung von wirksamen Industriereinigern ohne organische Lösemittel, wasserbasierte Lacke und Chemikalien zur Niedrigtemperatur-Phosphatierung für die Oberflächentechnik. Außerdem nimmt das Unternehmen Reststoffe aus der Oberflächentechnik zur Aufbereitung zurück.
Nutzung der Digitalisierung für die Wertschöpfung
Wertschöpfungsstrategien schließen stets die Entwicklungstendenzen der Technik ein. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist dabei die Digitalisierung in der chemischen Industrie. Sie führt langfristig zur Vernetzung der Unternehmen. Daraus resultieren geschlossene Prozessketten, in denen jeder Produzent seine Ware automatisch an den Produzenten liefert, der sie weiter verarbeitet. Die Bedarfsermittlung und die Bestellung erledigt ein Computer.
Die Digitalisierung in der Chemie ermöglicht eine effizientere Prozessführung. Dazu gehört die Echtzeitüberwachung chemischer Reaktionen zur Vermeidung von Fehlchargen. Die Steuerungs- und Regeltechnik kann auf der Grundlage der Analysewerte schnell auf geringfügige Abweichungen reagieren und die Reaktionen so beeinflussen, dass die Produkte qualitätsgerecht entstehen und nachhaltige Chemie betrieben wird. Ein weiteres Einsatzgebiet der Digitalisierung ist die schnelle Umstellung der Produktion in modular aufgebauten Anlagen.
Weitere wichtige Faktoren für Wertschöpfungsstrategien
Qualifiziertes Personal
Veränderte Produktionsbedingungen bringen neue Anforderungen an die Fähigkeiten der mit der Wertschöpfung betrauten Arbeitskräfte mit sich. Die Wertschöpfungsstrategien der chemischen Industrie einschließlich der Oberflächentechnik müssen dem Rechnung tragen und ermitteln, welche Qualifikationen für die einzelnen Aufgaben erforderlich sind und ob Schulungen für die vorhandenen Beschäftigten vorgesehen werden müssen.
Umweltfreundliche Logistik
Der Transport und die Lagerung von Stoffen müssen als kostenrelevante Faktoren in den Wertschöpfungsstrategien berücksichtigt werden. Auf diesem Gebiet ist der Begriff grüne Logistik geprägt worden. Zu Kluthe gehört ein firmeneigenes Speditionsunternehmen, das Transporte effizient plant und durchführt. Diese Spedition arbeitet klimaneutral. Sie kümmert sich vor allem um den Transport von Reststoffen in die Aufbereitungsanlagen. Dieses System hat sich vor allem in der Oberflächentechnik etabliert und bewährt.
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die Wertschöpfung spiegeln sich in der Politik wider. Sie gibt der Industrie die Gesetze vor, die von den Unternehmen einzuhalten sind. Hier müssen die Wertschöpfungsstrategien vor allem mit Veränderungen bei den Regeln im Umweltschutz, im Arbeitsschutz und in der Produktsicherheit rechnen.
[1] https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Report/PDF/2022/IW-Report_2022-Chemie_Branchenportrait-neu.pdf