Nachhaltige Lieferkette in der Chemieindustrie
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Nachhaltige Lieferkette in der Chemieindustrie

« Was steckt dahinter? »

Eine nachhaltige Lieferkette sichert die Versorgung von Unternehmen mit Roh- und Hilfsstoffen sowie Energie langfristig ab. Warum diese Absicherung gerade für die chemische Industrie von entscheidender Bedeutung ist, welche Bereiche sie umfasst und wie sie vonstattengeht, erfahren Sie hier.

Bedeutung der nachhaltigen Lieferkette für die chemische Industrie

Chemieanlagen und Anlagen der Oberflächentechnik laufen in den meisten Fällen kontinuierlich. Das heißt, sie werden stetig mit Roh- und Hilfsstoffen sowie Energie versorgt. Die Prozesse laufen in präzise aufeinander abgestimmten Apparaten, Behältern und Ausrüstungen ab. Bleibt die Versorgung aus oder entsprechen die eingesetzten Stoffe nicht der geforderten Qualität, steht die komplette Anlage. Das trifft zwar auch auf Maschinen in anderen automatisierten Industriebereichen zu.

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Allerdings lassen sich Chemieanlagen nicht einfach abschalten, wie das bei normalen Maschinen möglich ist. Das An- und Abfahren von Chemieanlagen erfordert teils komplizierte Routinen, die mit der In- und Außerbetriebnahme von Versorgungseinrichtungen für Wärme oder Kälte, mit Befüllungen und Entleerungen sowie Aufheiz- und Abkühlprozessen einhergehen. Deshalb ist eine ungeplante Außerbetriebnahme mit immens hohen Kosten verbunden und verursacht in der Regel Fehlchargen, die oft aufwändig entsorgt werden müssen. Dazu kommt, dass in den seltensten Fällen schnell auf Ersatzlieferanten zurückgegriffen werden kann.

Drucke, Temperaturen, Konzentrationen, Verweilzeiten und Durchflussmengen sind besonders in der Oberflächentechnik auf bestimmte Systeme von Chemikalien eingestellt.

Ein Wechsel dieser Systeme bedeutet meistens, die Prozessparameter neu auszutesten. Das kann zu langwierigen Versuchsreihen führen. Die nachhaltige Lieferkette ist eine Voraussetzung für den dauerhaften, reibungslosen Betrieb. Nachhaltigkeit bezieht sich deshalb nicht nur auf die Einhaltung von Umweltstandards. Diese sind zwar wichtiger Bestandteil im Lieferkettenmanagement, reichen aber für den zuverlässigen Betrieb von Chemieanlagen nicht aus.

Anforderungen an eine nachhaltige Lieferkette

Die Nachhaltigkeit in der Lieferkette umfasst die Bereiche

  • Menschenrechte
  • Arbeitsnormen
  • Umweltschutz
  • Korruptionsbekämpfung

Mängel in einem dieser Bereiche können zu schwerwiegenden Störungen in der Lieferkette führen. Das trifft insbesondere auf internationale Lieferantenbeziehungen zu. Deshalb wurde im Jahr 2000 der Global Compact der Vereinten Nationen gegründet, die Handlungsempfehlungen und praktische Anleitungen zur Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung für die Nachhaltigkeit erarbeitet. Die Bundesrepublik ist daran mit dem Deutschen Global Netzwerk (DGCN) beteiligt, in dem Vertreter aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und der Politik zusammenarbeiten. Grundlage für die Zusammenarbeit sind 10 Prinzipien, die der Global Compact zu den einzelnen Bereichen aufgestellt hat.

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Prinzipien für Menschenrechte

  • Schutz, Unterstützung und Achtung der internationalen Menschenrechte
  • Ausschluss, sich an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig zu machen

Die Verletzung von Menschenrechten führt auf Dauer zu ernsthaftem Widerstand, der sich in Arbeitskämpfen, politischen Unruhen bis hin zu Bürgerkriegen äußern kann. Lieferketten werden dabei zwangsläufig unterbrochen. Die meisten Unternehmen erachten die Wahrung der Menschenrechte für selbstverständlich. Die Ausnahmen sollten sich an den wirtschaftlichen Konsequenzen orientieren, um sich gegen Menschenrechtsverletzungen einzusetzen.

Prinzipien für Arbeitsnormen

  • Wahrung der Vereinigungsfreiheit und Anerkennung des Rechts auf Kollektivverhandlungen
  • Beseitigung von Zwangsarbeit
  • Abschaffung von Kinderarbeit
  • Abschaffung von Diskriminierung

In den Industrieländern hat sich die Erkenntnis weitestgehend durchgesetzt, dass gute Arbeitsbedingungen zur Steigerung von Produktivität und Qualität sowie zur Vermeidung von Unfällen und Krankheiten beitragen. In vielen Entwicklungsländern fehlen entsprechende Standards. Arbeiter sind häufig mit ungesunden Arbeitsbedingungen, extrem langen Arbeitszeiten, Verzicht auf Pausen, kargen Löhnen oder eingeschränkter Bewegungsfreiheit konfrontiert. Verantwortungsvolle Unternehmen kümmern sich darum, dass derartige Verstöße in ihrer Lieferkette vermieden werden. Sie fördern humane Arbeitsbedingungen und setzen sich dafür ein, dass die Menschen Zugang zu Bildung und Gesundheitsleistungen bekommen. Auch das erzeugt eine stabile, nachhaltige Lieferkette.

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Prinzipien für Umweltschutz

  • Umweltproblemen vorbeugen
  • Umweltbewusstsein fördern
  • Umweltfreundliche Technologien entwickeln und umsetzen

Ein wesentlicher Aspekt für die Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist die Vermeidung von Umweltschäden. Diese führen langfristig zu Naturkatastrophen und stören dann Lieferketten nachhaltig. Zur Strategie im Umweltschutz entlang der Lieferketten zählen die nachhaltige Chemie und die grüne Logistik. Insbesondere betrifft das

  • die Reinhaltung von Boden und Gewässern,
  • die fachgerechte Entsorgung von Giftmüll,
  • die Vermeidung von CO₂-Emissionen des Ausstoßes anderer Treibhausgase
  • die Vermeidung von Entwaldung,
  • die Erhaltung der Biodiversität
  • die Reduzierung des Energieverbrauchs

Bei der Vermeidung von CO₂-Emissionen und der Reduzierung des Energieverbrauchs steht neben den Forderungen für nachhaltige Chemie vor allem der Transport von Gütern auf dem Prüfstand. Viele Transporte lassen sich vermeiden, wenn man Rohstoffe in den Ländern weiterverarbeitet, in denen sie erzeugt oder gefördert werden. Ein notwendiger Transport lässt sich durch grüne Logistik umweltfreundlich gestalten.

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Prinzip zur Korruptionsbekämpfung

  • Bekämpfung von Korruption, Erpressung und Bestechung

Korruption zieht häufig Verluste der Qualität von Produkten nach sich, weil sich die Beschaffung dann nicht mehr an der Leistungsfähigkeit und Fachkunde des Lieferanten orientiert. Eine nachhaltige Lieferkette erfordert wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung von Korruption und damit häufig verbundenem Betrug. Die Nachhaltigkeit ergibt sich dabei aus der Vermeidung von direkten Kosten aus minderwertigen Produkten und Produktionsausfällen sowie indirekten Kosten durch Rufschädigung und Kundenverlust.

Mit dem Lieferkettenmanagement zu Nachhaltigkeit

Eine nachhaltige Lieferkette einzurichten, erfordert ein sorgfältiges Lieferkettenmanagement. Dazu sind folgende Schritte erforderlich:

  • Abbildung der Lieferkette
  • Risiken bewerten und Handlungsfelder festlegen
  • Optimierung der Handlungsfelder
  • Einordnung der Handlungsfelder in die betrieblichen Prozesse und Bereitstellung von Ressourcen
  • verbindliche Anforderungen an Lieferanten festlegen
  • regelmäßiger Überprüfung der Lieferanten auf Einhaltung der Anforderungen
  • Korrekturmaßnahmen festlegen und begleiten
  • Berichterstattung über das nachhaltige Lieferkettenmanagement

Bei der Abbildung von Lieferketten sind zunächst nur die Direktlieferanten bekannt. Dort kann man sich nach Unterlieferanten erkundigen und so die Kette schrittweise nachverfolgen. Bei der Bewertung der Risiken liegt der Schwerpunkt auf denjenigen, die wesentlich und beeinflussbar sind. Hinweise auf Risiken ergeben sich aus der möglichen Verletzung von den oben genannten Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen. Daraus lassen sich Handlungsfelder ableiten, optimieren und in die betrieblichen Prozesse einordnen.

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Für geplante Maßnahmen, Überprüfungen, Korrekturen und Berichterstattung werden Personal und finanzielle Mittel benötigt, die eingeplant werden müssen. Die Anforderungen an Lieferanten werden oft in Form eines Verhaltenskodex formuliert. Dieser lässt sich durch spezielle Anforderungen an Nachhaltigkeit, nachhaltige Chemie, CO₂-Emissionen, Transport durch grüne Logistik oder ähnliches ergänzen. Die Berichterstattung über das nachhaltige Management der Lieferketten dient Kunden, Banken und anderen Interessenten dazu, Entscheidungen zugunsten des berichtenden Unternehmens zu treffen und die Glaubwürdigkeit zu untermauern, dass das Unternehmen nachhaltig handelt.

[1] https://www.econstor.eu/bitstream/10419/226019/1/1736855700.pdf

Über Chemische Werke Kluthe GmbH

Als Spezialist für Oberflächenbehandlung entwickeln und produzieren die Chemischen Werke Kluthe GmbH chemische Produkte sowie innovative Prozesslösungen für die Bereiche Forming & Protection, Metalworking & Cleaning, Pretreatment und Paint Shop. In diesen Geschäftsbereichen finden wir unsere Schwerpunkte und können so unseren Kunden als Spezialisten und Generalisten eine optimale Beratung gewährleisten.