« Welche Mittel für Heiß- und Kaltentlackung sind nachhaltig? »
Entlackungsmittel sollen Lackschichten von Oberflächen ablösen. Die Lackierung soll Oberflächen vor äußeren Einwirkungen, auch vor dem Angriff durch chemische Stoffe, schützen. Lack hilft nachhaltig, die Lebensdauer der lackierten Gegenstände zu verlängern. Manchmal muss er jedoch entfernt werden, um den Gegenstand länger nutzen zu können. Das ist durch den Einsatz chemischer Stoffe möglich und soll unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit erfolgen. Eine nachhaltige Produktentwicklung führt zur Lösung dieser Aufgabe.
Wie funktioniert nachhaltige Produktentwicklung?
Entlackungsmittel sind Verbrauchsmaterialien. Die fast vollständige Ökobilanz nach ISO 14040 bietet Anhaltspunkte für die nachhaltige Entwicklung derartiger Stoffe. Die Ökobilanz erfasst den Verbrauch von Energie und Rohstoffen sowie die Belastung der Umwelt mit Abfallprodukten über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes. Für Gebrauchsgegenstände ist die Norm nur bedingt geeignet, weil sie den Einfluss der Lebensdauer eines Produktes auf die Nachhaltigkeit komplett ausblendet. In Bezug auf Gegenstände schlagen die Ergebnisse moderner Oberflächentechnik die positiven Auswirkungen einer Ökobilanz um Längen. Die Verdopplung der Nutzungsdauer halbiert automatisch alle kritischen Einflüsse auf die Umwelt, die die Herstellung und die letztendliche Entsorgung eines Produktes mit sich bringen.
Zielstellung bei der Entwicklung nachhaltiger Entlackungsmittel
Am Beginn einer nachhaltigen Produktentwicklung steht die Frage, was das Produkt leisten soll. Die Aufgabe von Entlackungsmitteln ist die Entfernung von Lack. Die Lackierung soll aufgeweicht und abgelöst werden. Diese Antwort zieht eine Reihe anderer Fragen nach sich:
- Welche Arten von Lack gibt es?
- Welche chemische, thermische und mechanische Beständigkeit haben die unterschiedlichen Beschichtungen?
- Was erträgt das darunter liegende Material?
- Welche räumliche Ausdehnung und geometrische Form haben die Lackschichten?
- Wie lassen sich Oberfläche und Entlackungsmittel in Kontakt bringen?
Gäbe es auf jede dieser fünf Fragen nur drei Antworten, ergäben sich 243 Lösungsansätze für die Entlackung. Es gibt aber mehr als fünf Fragen und mehr als drei Antworten pro Frage.
Um die Zahl der Lösungsansätze auf ein überschaubares Maß zu verringern, ist es erforderlich, die Zielstellung auf konkrete Randbedingungen einzugrenzen.
Eingrenzung der Problemstellung
Eine der Hauptanwendungen bei der Entlackung ist die Entfernung des Oversprays von Gestellen, Gitterböden und Körben, die der Aufnahme und Halterung der Werkstücke während der Lackierung dienen. Diese Vorrichtungen müssen regelmäßig vom Lack befreit werden, der die Werkstückoberflächen verfehlt hat. Ein brauchbares Entlackungsmittel muss auf die Lackart abgestimmt sein und die Werkstoffe der Vorrichtungen verschonen. Bei chemikalienbeständigen Lacken kann eine erhöhte Temperatur die Wirkung des Entlackungsmittels verbessern. Das geeignete Entlackungsverfahren hängt von der Größe und Form der Teile ab. Für kleine Gegenstände mit unterbrochenen Konturen (Siebe, Körbe, Gitterroste) sind Tauchverfahren vorteilhaft. Große Gestelle lassen sich durch Auftragen (Sprühen, Spachteln) des Entlackungsmittels behandeln.
Erfassung und Bewertung der Umweltauswirkungen
Die Erfassung der Umweltauswirkungen bezieht sich auf den Verbrauch von Energie, Roh- und Hilfsstoffen sowie den Eintrag von Abfallstoffen in die Umwelt über den gesamten Lebensweg des Entlackungsmittels. Er beginnt mit der Gewinnung der benötigten Rohstoffe, führt über die Herstellung und die Verwendung und endet mit der Abfallbeseitigung. Die ermittelten Werte sind die Grundlage für die Einschätzung der Umweltbelastungen und den Vergleich der verschiedenen Entlackungsmittel untereinander. Beispielweise sind für bestimmte Beschichtungen Verfahren der Heißentlackung und für andere Lackierungen Verfahren der Kaltentlackung umweltverträglicher. Als Methode für die Ermittlung und Einschätzung der Umweltauswirkungen bietet sich der Leitfaden des Umweltbundesamtes an.
Entwicklung umweltfreundlicher Entlackungsmittel
Die ermittelten Daten eigenen sich auch für die gezielte Entwicklung und Verbesserung von umweltfreundlichen Entlackungsmitteln. Schwerpunkte sind dabei reduzierter Wasser- und Stromverbrauch, Vermeidung von schädlichen Chemikalien und Recyclingfähigkeit der verbrauchten Stoffe. Um nachhaltig zu sein, muss das Mittel den spezifischen Anforderungen des Lacks und des Grundmaterials entsprechen. Eine “Allzweckwaffe” wäre ein Kompromiss auf Kosten der Umwelt. Deshalb bietet Kluthe unter dem Markennamen CONTROX verschiedene Produkte zur Entlackung an. Diese Entlackungsmittel decken ein großes Anwendungsspektrum ab. In Zusammenarbeit mit den Anwendern passt Kluthe die Produkte an spezielle Aufgaben der Lackbeseitigung an. Dazu zählt zum Beispiel die gezielte Entwicklung spezifischer Additive. Aus derartigen Partnerschaften resultiert eine ständig wachsende Verbesserung der Nachhaltigkeit von Entlackungsmitteln.
Entlackung nachhaltig gestalten
Die nachhaltige Produktentwicklung berücksichtigt die Einflussfaktoren, die in der Hand des Herstellers liegen und bietet dem Nutzer die Möglichkeit, nachhaltig zu produzieren. Wichtig ist, die Gesamtheit der Umweltauswirkungen im Blick zu behalten. Misslingt das, besteht die Gefahr der “Verschlimmbesserung”. Die Optimierung eines Teilbereiches führt dann an anderer Stelle zu Nachteilen, die sich schwerwiegender auswirken als der behobene Mangel.
Einfluss des Grundmaterials
Um den Lack schonend von Stahlteilen zu entfernen, werden alkalische Entlackungsmittel benötigt. Kluthe stellt diese Stoffe in Form von Konzentraten auf Wasserbasis zur Verfügung. Das spart einen großen Teil des Transportaufwandes. Vor dem Gebrauch wird das Konzentrat mit Wasser verdünnt, bis die erforderliche Zusammensetzung erreicht ist. So lässt sich der Wirkstoffgehalt an die Art des Lackes anpassen. Zur Entlackung von Aluminium, Zink und anderen NE-Metallen eignen sich organische Entlacker.
Die Produkte von Kluthe sind frei von besonders besorgniserregenden Stoffen (SVHC, Substance of Very High Concern), die nach der REACH-Verordnung Verwendungsbeschränkungen unterliegen.
Einfluss der Prozesstemperatur
Energetisch vorteilhaft ist der Einsatz von Mitteln zur Kaltentlackung. Ist die Lackierung jedoch besonders chemikalienbeständig, würde der niedrige Energieverbrauch durch umweltbelastende Komponenten des Entlackungsmittels erkauft werden. Dann sind Verfahren der Heißentlackung nachhaltiger. Kluthe bietet Produkte an, deren Einsatztemperatur zwischen 20 °C und 120 °C liegt.
Einfluss der Standzeit von Entlackungsbädern
Die kontinuierliche Badpflege trägt dazu bei, Wasser zu sparen. Wird der abgelöste Lack ständig aus dem Becken entfernt und das Wasser nach der Aufbereitung zurückgeführt, ergibt sich ein nachhaltiger Wasserverbrauch.
Zur zusätzlichen Verlängerung der Standzeiten stellt Kluthe Additive und Nachschärfungsmittel bereit, die eine gleichbleibende Entlackungswirkung über lange Zeiträume gewährleisten.
Einfluss der Recyclingfähigkeit von Abfällen
Verbrauchte Entlackungsmittel und abgelöste Lackschichten enthalten Rohstoffe, die sich isolieren und in den Stoffkreislauf zurückführen lassen. Der energetische Aufwand für das Recycling steht dem Energieverbrauch bei der Herstellung neuer Stoffe selten nach. Oft liegt er darunter. Die erneute Nutzung der Chemikalien spart Ressourcen. Kluthe richtet einen großen Teil seiner Anstrengungen auf die Rücknahme und Aufbereitung verbrauchter Stoffe. Das gilt für Entlackungsmittel genauso wie für andere Prozesschemikalien in der Oberflächentechnik.