Lösemittelrückgewinnung

Moderne Lösemittel Rückgewinnung

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Viele Bereiche der Oberflächentechnik sind auf die Verwendung organischer Lösungsmittel angewiesen. Insbesondere bei der Verarbeitung von Lacken werden sie gebraucht, um schnelle Farbwechsel zu ermöglichen, Lackiereinrichtungen, Förder- und Transportmittel zu reinigen oder Spülprozesse durchzuführen. Allein in Deutschland fallen jährlich rund 60.000 t mit Lacken verunreinigter Lösungsmittel an, für die es eine umweltgerechte Lösung zu finden gilt. Das patentierte Resolve-T-Verfahren® ermöglicht eine vollständige Lösemittel-Rückgewinnung und eine hundertprozentige Austragung der getrockneten Rückstände, die anschließend weiter aufbereitet werden können.

Nachteile herkömmlicher Verfahren zur Lösemittel-Rückgewinnung

Erste Anlagen zum Lösemittel-Recycling wurden bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet. Sie trennten die wertvollen organischen Lösungsmittel durch Destillation von den Lacken und ermöglichten es, die Destillate direkt oder nach einer zusätzlichen Lösemittel-Aufbereitung in Form einer Rezeptur-Korrektur erneut dem ursprünglichen Einsatzzweck zuzuführen – allerdings mit Einschränkungen.

Klassische Methoden der Lösemittel-Rückgewinnung arbeiten mit herkömmlichen Destillationsblasen oder Dünnschichtverdampfern, die vorzugsweise unterschiedliches Vakuum nutzen. Die Lösungsmittel verdampfen und werden anschließend wieder kondensiert, während die in ihnen enthaltenen Lacke zurückbleiben und ausgetragen werden. Allerdings birgt dieses Verfahren der Lösemittel-Aufbereitung den Nachteil, dass bei einem durchschnittlichen Lack-Anteil von 10 % im zu recycelnden Stoffgemisch zusätzlich 20 % Lösungsmittel mit ausgetragen werden.

Dünnschicht- / Abstreifverdampfer
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Ist die Destillationsausbeute höher, kommt es zu Verbackungen in den Anlagen. Diese müssen entfernt werden, da sie eine stetige Verringerung des Wärmeübergangs bewirken und Zersetzungsprodukte entstehen lassen, die zur nachteiligen farblichen und geruchlichen Veränderung des Destillats führen. Das hat erhebliche Reinigungs- und Wartungskosten zur Folge.

Der hohe Lösemittelgehalt im Lackrückstand ist nicht nur aus ökonomischer Sicht ein unbefriedigendes Resultat, sondern auch aus ökologischer. Zum einen wird das Gemisch aus Lack und Lösemittel bei der Rückgewinnung heiß aus den Anlagen ausgetragen und führt dadurch zu erheblichen Emissionen, die mit hohem apparativem und energetischem Aufwand unterbunden werden müssen. Zum anderen vergrößert sich das Abfallvolumen um rund 200 %.

Für derart kontaminierte Rückstände bleiben letztlich nur zwei Möglichkeiten: die Abfallverbrennung oder die Entsorgung als Sondermüll in entsprechenden Deponien. In beiden Fällen gehen wertvolle Rohstoffe verloren, die dann energieintensiv neu gewonnen werden müssen.

Sondermuell-Faesser.
© kittisak – stock.adobe.com

Resolve-T: Modernes Lösemittel-Recycling nach Maßstäben der grünen Chemie

Mit Resolve-T ist es der REMATEC GmbH, einem Tochterunternehmen der Chemische Werke Kluthe GmbH, gelungen, den Lösemittelanteil im Lackrückstand auf null zu reduzieren. Bei dieser Methode der Lösemittel-Aufbereitung handelt es sich um einen kombinierten Prozess, der die Lösemittel-Rückgewinnung (Resolve) und die anschließende übergangslose Trocknung (T) einschließt.

Rematec | Resolve-T Verfahren®

Beim Resolve-T-Verfahren® wird dem Lack-Lösungsmittel-Gemisch ein Additiv zugegeben. Die Menge richtet sich nach dem Grad der Lackbelastung. Bei einer 10-prozentigen Belastung kommen etwa 1,5 % Additiv hinzu. Das so präparierte Material wird in gängige Schaufeltrockner oder in Blasendestillationsanlagen mit Rührwerken gepumpt und dort unter normalen Vakuumbedingungen destilliert. Das Additiv unterbindet die Klebrigkeit des Lackes, ohne dessen Eigenschaften chemisch zu verändern.

Hat sich ein ausreichend großer, bei diesen Bedingungen nicht destillierbarer Lackrückstand aufgebaut, wird die Lösemittelzufuhr unterbrochen und das restliche Lösemittel bei einer Temperatur von etwa 100 °C und einem Unterdruck von 400 mbar herausdestilliert. Nach Ende des Destillationsvorgangs verbleibt ein rieselfähiger, völlig entklebter Lackrückstand, der sowohl lösemittel- als auch emissionsfrei ist.

Das Trockengut, bestehend aus einem energiereichen Bindemittel (rund 25.000 kJ/kg), Füllstoffen (z. B. Dolomit, Talkum, Bentone, Kaolin oder Aerosil) und Pigmenten, wird auf festgelegte Korngrößen gemahlen. Anschließend wird der Trockenstoff pelletiert und kann beispielsweise als Ausgangsstoff zur Herstellung hochreinen Methanols genutzt werden. Darüber hinaus können Zementwerke das Trockengut als Energieträger, aber auch als Füllstoff zur Anreicherung im Zement benötigter Verbindungen nutzen.

Resolve-T Verfahren® Rückgewinnung organischer Lösemittel bei gleichzeitiger Trocknung und Verwertung der Destillationsrückstände

Grüne Chemie bei REMATEC: Auch diese Verfahren sind nachhaltig

Neben dem Resolve-T-Verfahren kommen bei der Kluthe-Tochter noch weitere Verfahren der Lösemittel-Rückgewinnung und Wertstoff-Aufbereitung zur Anwendung.

Reinigung und Fraktionierung von organischen Lösemitteln

Das Reinigen von Lösungsmitteln inkludiert die Trennung fester und flüssiger Stoffe. Im nächsten Schritt der Lösemittel-Rückgewinnung können die Lösemittel über eine fraktionierte Destillation voneinander getrennt werden.

Wertstoff-Rückgewinnung mittels Isodry-Verfahren

Bei dieser Technologie werden Altfarben, Altlacke und Lackkoagulate aufbereitet, die sowohl Lösemittel als auch Wasser enthalten. Im ersten Verfahrensschritt werden hydrophile Zuschlagstoffe beigesetzt, um das Stoffgemisch zu konditionieren. Danach werden die flüssigen Bestandteile abdestilliert und die drei Fraktionen dem Wirtschaftskreislauf zugeführt.

Rematec | Isodry Verfahren®

Rohstoff-Rückgewinnung aus Wasserlack-Sprühflüssigkeiten

Diese Methode ermöglicht das Lösemittel-Recycling bei Hydrospülern, die beim Lackieren mit wasserbasierten Systemen anfallen (v. a. Autoindustrie). Hierbei werden zunächst die Lackpartikel durch Zugabe von Spezialchemikalien von den flüssigen Komponenten getrennt. Danach werden sie gefiltert und im Isodry-Verfahren weiterverarbeitet. Das Wasser-Lösemittelgemisch dient als Ausgangsstoff für Produkte zur Oberflächenbehandlung.

Organisation der Lösemittel-Rückgewinnung bei Kluthe

Verbrauchte Lösemittel und lösemittelhaltige Abwässer zählen zu den gefährlichen Abfallstoffen und müssen getrennt gesammelt und entsorgt oder verwertet werden. Serviceorientierte Lösemittel-Hersteller haben nicht nur das Know-how und das technische Equipment für die stoffliche Verwertung von Lösungsmitteln, sie unterstützen ihre Kunden auch aktiv beim Solvent-Recycling. Die Kluthe GmbH stellt hierzu Behältersysteme zum Sammeln der Rückstände zur Verfügung, die durch eine unternehmenseigene Spedition abgeholt und zur Rückgewinnung in die REMATEC-Anlagen nach Mügeln (Sachsen) oder Heidelberg (Baden-Württemberg) transportiert werden.

Für die Kunden bedeutet das einen verschwindend geringen Aufwand im Vergleich zur Behandlung der verbrauchten Lösungsmittel als Abfallstoff. Auch die Umwelt profitiert, da Ressourcen gespart und die CO2-Emissionen verringert werden.

Über Julian Senn

Julian Senn studierte Biochemie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie Nachhaltigkeitswissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2020 bis 2022 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg im Bereich Ökobilanzierung und Carbon Footprinting von biobasierten Chemikalien, Materialien und nachwachsenden Rohstoffen. Seit 2022 ist er Sustainability & Communications Manager bei der Chemische Werke Kluthe GmbH.