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Metall entlacken

« Stahl und NE-Metalle: Welche Entlackungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung »

Hochglänzende Lackschichten sind eine Freude für das Auge. Das eigentliche Ziel der schönen Schicht ist allerdings der Schutz der lackierten Gegenstände vor Korrosion und mechanischen Schäden. Ist der Lack ab, hat man keine Freude mehr und das Teil gehört zum alten Eisen. Eine vollständige Generalüberholung von schadhaften Lackschichten sowie von bereits in der Produktion fehllackierten Teilen ist problemlos möglich. Vor der Neulackierung steht immer eine vollständige Entlackung an, die die Oberfläche von allen alten Lackresten und sonstigen Verunreinigungen befreit. Um ein Metall zu entlacken, kann man zwischen verschiedenen Verfahren und Entlackungsmitteln wählen.

Das Material bestimmt die Art der Entlackung

Eisen ist eines der am häufigsten eingesetzten Metalle, ob als Gusseisen oder hochwertiger Edelstahl. Als sogenannte Nichteisenmetalle (NE-Metalle) werden Metalle bezeichnet, die entweder kein Eisen enthalten oder in deren Legierung weniger als 50 % Eisen enthalten ist. Kupfer und Zink sind Beispiele für reine Nichteisenmetalle, Bronze und Messing sind Beispiele für Legierungen, die zu den NE-Metallen zählen. Eine sehr pragmatische Einteilung geht vom Oxidationsverhalten aus: Eisenmetall rostet, Nichteisenmetall rostet nicht. Jede Art von Metall und Legierung reagiert chemisch anders. Mittel und Verfahren zum Entlacken müssen darauf abgestimmt werden.

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Verschiedene Entlackungsverfahren

Um Lack vollständig von der Oberfläche eines Metalls zu entfernen, können drei verschiedene Verfahren durchgeführt werden: die Entfernung auf thermischem, auf chemischem oder auf mechanischem Weg.

Hohe und niedrige Temperaturen – das Mittel der Wahl für Stahl und Edelstahl

Beim thermischen Entlacken sind die Temperaturen so hoch, dass die chemischen Bindungen in den Bestandteilen des Lacks aufgebrochen werden. Im Pyrolyseofen bei Temperaturen um 400°C bis 450°C löst sich die Oberflächenbeschichtung buchstäblich in Staub auf. Andere Verfahren weichen die Lackschicht „nur“ auf. Pyrolyse ist effektiv, aber sehr energieintensiv. Durch die Nutzung der Abwärme mit einer Wärmerückgewinnung kann sie aber umweltfreundlicher gestaltet werden. Nicht nur hohe, sondern auch niedrige Temperaturen können für die Entfernung einer Lackschicht eingesetzt werden.

In flüssigem CO2 oder in flüssigem Stickstoff wird eine Oberflächenbeschichtung so spröde, dass sie anschließend mechanisch entfernt werden kann.

Das thermische Entlacken wird hauptsächlich bei Werkstücken aus Stahl und Edelstahl eingesetzt, die thermisch unempfindlich sind. Es ist vor allem dann das Mittel der Wahl, wenn die zu entfernende Lackschicht sehr dick ist. Der thermischen Behandlung schließt sich im Regelfall noch eine mechanische oder chemische Nachbehandlung an. Für Nichteisenmetalle, wie Gusseisen, Kupfer oder Aluminium, ist das thermische Entlacken nicht geeignet.

Die chemische Option für temperaturempfindliche Werkstücke

Beim Entlacken auf chemischer Basis werden entweder die Bindungen im Lack zerstört oder die Haftung der Lackschicht auf der Oberfläche unterbunden. Das Ergebnis ist in beiden Fällen identisch: die Lackierung löst sich ab. Um ein Metall zu entlacken, können chemische Entlackungsmittel auf saurer oder alkalischer Basis eingesetzt werden. Die dritte Alternative sind Entlackungsmittel mit organischen Lösungsmitteln. Als Verfahren kann man zusätzlich zwischen der Entlackung bei höheren oder tieferen Temperaturen – Heiß- oder Kaltentlackung – wählen. Die chemische Entlackung ist generell für Werkstücke aus Metall und aus Nichteisenmetall geeignet. Oberfläche, Metallart und Bauteilgeometrie entscheiden, für welches Entlackungsmittel und Entlackungsverfahren man sich entscheiden sollte.

entlackung-metall-und-kunststofflackierungHeiß- oder Kaltentlackung – das optimale Verfahren für jedes Bauteil

Die Heißentlackung findet in Bädern bei Temperaturen bis zu 280°C statt. Bei welcher Temperatur gearbeitet wird, ist abhängig vom gewählten Entlackungsmittel. Generell eignet sich dieses Verfahren für nicht zu große Bauteile mit einfacher, vor allem aber auch mit schwieriger Geometrie. Nach dem Entlacken wird das Werkstück gespült und anschließend getrocknet. Dieses Vorgehen ist schnell, muss aber in speziell darauf ausgerichteten Anlagen durchgeführt werden. Wenn Entlackungsmittel auf Lösungsmittelbasis verwendet werden, müssen die Anlagen gekapselt sein, um ein Austreten von Lösungsmitteldämpfen zu verhindern. Auch einer möglichen Brand- oder Explosionsgefahr wird dadurch entgegengewirkt. Bei der Kaltentlackung werden die Entlackungsmittel direkt aufgetragen durch Pinsel, über Düsen oder mit einem Spachtel. Um das Metall zu entlacken, muss das Mittel eine bestimmte Zeit einwirken, bevor es gemeinsam mit dem abgelösten Lack entfernt wird. Die lange Einwirkzeit ist ein Nachteil dieses Verfahrens. Auf der anderen Seite sind keine speziellen Anlagen notwendig und der Energieeinsatz hält sich in Grenzen, da keine Erwärmung notwendig ist.

Die Chemie muss stimmen – das geeignete Entlackungsmittel für jeden Metalltyp

Empfindliche Oberflächen, die nicht angegriffen werden dürfen, wie zum Beispiel verzinkte Werkstücke, sollten mit organischen Entlackern behandelt werden. Auch für Werkstücke aus Aluminium und anderen Nichtmetalleisen werden diese Mittel bevorzugt eingesetzt. Ob dabei eine Heißentlackung gewählt oder eher bei tieferen Temperaturen gearbeitet und das Entlackungsmittel beispielsweise aufgesprüht wird, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Weniger empfindlich sind Stahl und Gusseisen. Mit Entlackungsmitteln auf alkalischer Basis ist man hier auf der sicheren Seite. Diese werden als Konzentrate angeliefert und kurz vor der eigentlichen Behandlung verdünnt. Bewährt hat sich hier die Heißentlackung bei Temperaturen um die 90°C. Stahlseile, Gehänge mit Federn oder auch Magnete sind typische Werkstücke, die auf diese Weise entlackt werden. Für Werkstücke aus Aluminium, wie beispielsweise Aluprofile oder Aluminiumfelgen, werden häufig auch saure Entlackungsmittel gewählt. Die Entlackung erfolgt meistens in Bädern bei Temperaturen um die 80°C.

Aluminiumfelgen
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Der einfachste Weg um Metall zu entlacken? Die mechanische Entfernung per Hand und mit Strahlverfahren

Schleifen, Bürsten oder Abspachteln sind typische mechanische Verfahren, um Metall von Lack zu befreien. Für größere Flächen, in denen nicht mehr von Hand gearbeitet werden kann, werden Strahlverfahren eingesetzt. Eine Lackierung kann durch Druckluft, Sandstrahlen, Trockeneisstrahlen oder Druckwasserstrahlen entfernt werden. Bei der Wasserhochdruckentlackung wird zum Beispiel das Wasser mit einem Druck von bis zu 3500 bar auf das Werkstück gestrahlt und dadurch die Lackschicht entfernt. Diese Verfahren eignen sich für Teile, die weder auf thermischem Weg noch durch chemische Behandlung entlackt werden können. Auch die Oberflächenbeschichtung von sehr sperrigen Teilen kann mittels Wasserhochdruckentlackung entfernt werden. Gegenstände, deren Lack beschädigt ist oder deren Oberfläche andere Lackfehler aufweist, müssen vor einer neuen Lackierung gründlich entlackt werden. Ob der Oldtimer wieder eine neue Lackschicht bekommen soll oder aber Fehler aus der Produktion bereinigt werden müssen – für jedes Metall, ob Stahl oder Aluminium, steht heutzutage ein geeignetes Entlackungsmittel in Kombination mit einem geeigneten Verfahren zur Verfügung.

Über Chemische Werke Kluthe GmbH

Als Spezialist für Oberflächenbehandlung entwickeln und produzieren die Chemischen Werke Kluthe GmbH chemische Produkte sowie innovative Prozesslösungen für die Bereiche Forming & Protection, Metalworking & Cleaning, Pretreatment und Paint Shop. In diesen Geschäftsbereichen finden wir unsere Schwerpunkte und können so unseren Kunden als Spezialisten und Generalisten eine optimale Beratung gewährleisten.