Abfallminimierung und Ressourcenrückgewinnung in der chemischen Produktion
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Abfallminimierung und Ressourcenrückgewinnung in der chemischen Industrie

Abfallminimierung in der Chemie bedeutet, gefährliche und kostenintensive Abfälle bereits bei der Produktion zu vermeiden oder durch innovative Recyclingverfahren in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Im Unterschied zu vielen anderen Branchen bergen chemische Abfälle ein erhebliches Gefahrenpotenzial für Umwelt und Gesundheit. Moderne Methoden der grünen Chemie, effiziente Prozessoptimierung und chemisches Recycling ermöglichen es, Produktionsabfälle zu reduzieren, Ressourcen zurückzugewinnen und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Erfahren Sie, welche Strategien zur Abfallvermeidung existieren, wie Ressourcenrückgewinnung funktioniert und welche rechtlichen Anforderungen die Chemieindustrie erfüllen muss.

Was ist Abfallminimierung in der Chemieindustrie?

Abfallminimierung bezeichnet alle Maßnahmen zur Verringerung der Abfallmenge, die bei der Herstellung chemischer Produkte entsteht. Das Ziel ist, sowohl die Menge als auch die Gefährlichkeit von Produktionsabfällen zu reduzieren. In der chemischen Industrie ist dies besonders wichtig, da viele Abfälle toxische, ätzende oder umweltgefährdende Eigenschaften aufweisen.

Die Abfallminimierung in der Chemie verfolgt drei zentrale Ansätze: Erstens die Abfallvermeidung, bei der Produktionsprozesse so gestaltet werden, dass möglichst wenig Abfall entsteht. Zweitens die Abfallverwertung durch Recycling und Ressourcenrückgewinnung, bei der nicht vermeidbare Abfälle als Sekundärrohstoffe zurück in den Produktionskreislauf gelangen. Drittens die sichere Entsorgung von nicht verwertbaren Reststoffen nach höchsten Umwelt- und Sicherheitsstandards.

Moderne Produktionsprozesse in der chemischen Industrie sind grundsätzlich auf bestmögliche Abfallminimierung ausgerichtet. Mittlerweile hat es die Branche geschafft, die Abfallmenge vom Produktionswachstum zu entkoppeln. Eine Vielzahl von Verfahren sind so konzipiert, dass sie dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft folgen. So werden beispielsweise in der Produktion benötigte Lösungsmittel möglichst lange im Kreislauf gehalten. Erst wenn ihre Qualität dafür nicht mehr ausreicht, werden sie anderweitig verwendet oder der Ressourcenrückgewinnung im Rahmen einer Aufbereitung zugeführt.

Kategorien von Chemieabfällen: Gefährlich vs. nicht gefährlich

Nicht alle chemischen Abfälle sind gleich. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Abfallverzeichnisverordnung unterscheiden zwischen gefährlichen und nicht gefährlichen Abfällen. Diese Unterscheidung ist entscheidend für die richtige Behandlung, Lagerung und Entsorgung.

Gefährliche Abfälle (auch Sonderabfälle genannt) sind in der Abfallverzeichnisverordnung mit einem Stern markiert. Sie umfassen Stoffe, die explosiv, entzündbar, ätzend, giftig, krebserregend, erbgutverändernd oder umweltgefährlich sind. Typische gefährliche Chemieabfälle sind verbrauchte Lösungsmittel, Säuren und Laugen, Schwermetallverbindungen, halogenierte organische Verbindungen, Laborchemikalien und kontaminierte Filtermaterialien. Diese Abfälle dürfen nicht mit dem normalen Gewerbemüll entsorgt werden und erfordern spezielle Behandlungsverfahren.

Nicht gefährliche chemische Abfälle hingegen stellen keine unmittelbare Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Dazu zählen beispielsweise verdünnte wässrige Lösungen ohne gefährliche Inhaltsstoffe, ausgehärtete Kunststoffreste oder gereinigte Verpackungsmaterialien. Auch diese sollten nach Möglichkeit recycelt werden, unterliegen aber weniger strengen Auflagen bei Lagerung und Transport.

Die korrekte Kategorisierung ist Pflicht: Jeder Abfallerzeuger muss seine Abfälle anhand ihrer Eigenschaften und Inhaltsstoffe den richtigen Abfallschlüsselnummern zuordnen. Bei Unsicherheit kann eine chemische Analyse oder die Beratung durch zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe Klarheit schaffen.

Rechtliche Grundlagen der Abfallwirtschaft in der Chemie

Die Abfallwirtschaft in der chemischen Industrie unterliegt einem umfangreichen rechtlichen Rahmen, der sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene geregelt ist. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz bildet in Deutschland die Grundlage und verfolgt das Ziel, natürliche Ressourcen zu schonen und Mensch sowie Umwelt zu schützen.

Zentrale Gesetze und Verordnungen sind das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), das die Abfallhierarchie festlegt (Vermeidung vor Verwertung vor Beseitigung), die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV), die den Umgang mit gefährlichen Stoffen regelt, die Abfallverzeichnisverordnung (AVV), die Abfälle kategorisiert und Abfallschlüsselnummern zuweist, das Chemikaliengesetz (ChemG), das die sichere Handhabung von Chemikalien vorschreibt, und das Europäische Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR), das den Transport regelt.

Unternehmen der chemischen Industrie müssen außerdem das elektronische Nachweisverfahren für gefährliche Abfälle nutzen. Dabei wird jede Abfallbewegung digital dokumentiert – vom Erzeuger über den Beförderer bis zum Entsorger. Diese lückenlose Nachverfolgbarkeit gewährleistet, dass gefährliche Abfälle ordnungsgemäß behandelt werden und nicht illegal entsorgt werden können.

Verstöße gegen abfallrechtliche Vorschriften können empfindliche Bußgelder nach sich ziehen. Noch wichtiger ist jedoch, dass unsachgemäße Abfallbehandlung erhebliche Umweltschäden verursachen und die menschliche Gesundheit gefährden kann. Daher ist die Einhaltung aller Vorschriften nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine ethische Verpflichtung.

Chemische Werke Kluthe GmbH | Methoden zur Abfallminimierung und Ressourcenrückgewinnung in der chemischen Produktion

Strategien zur Abfallvermeidung: Quellenreduzierung und Prozessoptimierung

Am besten ist es, Abfall überhaupt nicht entstehen zu lassen. Hierfür existieren zwei wirksame Ansätze: die Quellenreduzierung und die Prozessoptimierung.

Die Quellenreduzierung legt den Fokus darauf, Herstellungsprozesse so zu verändern, dass weniger bis gar keine Abfälle erzeugt werden. Das kann gelingen durch die effizientere Nutzung und Wiederverwendung von Chemikalien, die Minimierung der Einsatzkonzentration bei gleichbleibender Performance, das Vermeiden von Rückständen durch einen möglichst vollständigen Stoffumsatz, den Einsatz hochwertiger Rohstoffe um die Ausschussmengen zu minimieren, das Hervorbringen ausschließlich weiterverwendbarer Nebenprodukte und das Entwickeln langlebiger Erzeugnisse, die sich wiederverwenden oder wiederverwerten lassen.

Bei der Abfallminimierung durch Prozessoptimierung geht es darum, Rückstände durch eine Verfeinerung und die effizientere Gestaltung industrieller Prozesse zu vermeiden. Hierunter fallen beispielsweise die Modernisierung von Maschinen und Anlagen zur Effizienzsteigerung, die Verbesserung von Produktionslayouts und die Implementierung saubererer Produktions- und Abfallreduzierungs-Technologien.

Die Reduzierung von Produktionsabfällen bis hin zu Zero-Waste-Strategien bieten sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Einerseits trägt die Abfallminimierung in der Chemie zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz in der Industrie bei. Andererseits können Unternehmen mit modernen Abfallreduzierungs-Technologien ihre Entsorgungs- und Behandlungskosten maßgeblich senken und auf diese Weise finanzielle Mittel für andere Unternehmensbereiche freisetzen.

Ressourcenrückgewinnung durch Recycling in der Chemieindustrie

Neben der Abfallminimierung durch Abfallvermeidung spielt eine innovative Abfallverwertung durch Rohstoffrückgewinnung eine zunehmend größere Rolle in der chemischen Industrie. Anstatt ihn als lästiges Problem zu entsorgen, wird nicht vermeidbarer Abfall zu einer Ressource, die als Sekundärrohstoff im eigenen Produktionsprozess und/oder in einer anderen Industrie eingesetzt werden kann. Das trägt nicht nur zur Abfallminimierung in der Chemie bei, sondern hilft zugleich, den Einsatz endlicher Primärrohstoffe, insbesondere fossiler Ressourcen, zu reduzieren.

Am Produktlebensende nutzt die grüne Chemie verschiedene Optionen der Kreislaufwirtschaft zur Abfallreduzierung. Zum einen besteht die Möglichkeit der Rohstoffrückgewinnung durch mechanisches und chemisches Recycling. Zum anderen trägt auch die energetische Verwertung nicht recycelbarer Produkte zur Abfallminimierung in der chemischen Produktion bei. Das beim Verbrennen entstehende CO2 lässt sich als Rohstoff direkt nutzen. Ebenso können es Pflanzen durch Fotosynthese in Biomasse umwandeln, die als nachwachsende Ressource dem Produktionsprozess wieder zur Verfügung steht.

Bei der Abfallminimierung durch Ressourcenrückgewinnung bringt die grüne Chemie drei Recyclingarten zur Anwendung: das Stoffrecycling (Wiedergewinnung der Ausgangsstoffe), das Recycling von Produktionsabfällen (Direktrecycling industrieller Abfälle) und das Produktrecycling (Nutzung von Werkstoffen und anderer Komponenten). Für die Abfallminimierung in der Chemie spielen vor allem die ersten beiden Arten eine Rolle. Für einen maximalen ökologischen und wirtschaftlichen Nutzen sollten das Recycling in der Chemie möglichst wenige Prozessschritte inkludieren, sich durch Energieeffizienz auszeichnen und nachhaltige bzw. grüne Chemie verwenden.

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Stoffrecycling: Vom Abfall zurück zum Rohstoff

Am Anfang des Stoffrecyclings stehen das Zerlegen von Produkten in ihre Komponenten und das Trennen der verschiedenen Werkstoffe. Durch anschließende, bestenfalls nachhaltige Produktionsprozesse können die rückgewonnenen Materialien in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden.

Am besten funktioniert diese Form der Abfallminimierung bei Metallen, da diese aufgrund ihrer unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften eine zumindest teilweise Automatisierung der Ressourcenrückgewinnung erlauben. Auch das Recycling von Glas und Altpapier hat seit vielen Jahren einen festen Platz in der Kreislaufwirtschaft.

Schwieriger gestaltet sich das Stoffrecycling bei Kunststoffen, deren sehr ähnliche physikalische Eigenschaften eine sortenreine Trennung und damit auch die Umsetzung von Zero-Waste-Strategien erschweren. Gemischte Kunststoffabfälle können mithilfe verschiedener Verfahren (Pyrolyse, Verflüssigung, Vergasung) in ihre Grundbausteine rückverwandelt und auf diese Weise wieder als Rohstoffe nutzbar gemacht werden. Aufgrund ihrer geringen Energieeffizienz sind diese Prozesse derzeit aber noch unrentabel und somit keine wirkliche Alternative zur thermischen Verwertung.

Plastikrecycling
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Produktionsabfallrecycling: Lösungsmittel und Prozesschemikalien zurückgewinnen

Bei den Produktionsabfällen in der chemischen Industrie handelt es sich in erster Linie um verbrauchte Prozesschemikalien. Diese können durch verschiedene Verfahren in ihre Bestandteile zerlegt und aufbereitet werden. Die Kluthe-Werke haben hierzu die Tochterfirma Rematec gegründet, deren Aufgabe darin besteht, nicht vermeidbare Abfallstoffe möglichst umfassend in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen und damit zur Reduzierung von Produktionsabfällen beizutragen.

Rematec hält mehrere Patente für Verfahren, bei denen grüne Chemie zur Abfallaufbereitung in der chemischen Industrie zur Anwendung kommt. Unter anderem hat das Unternehmen das Resolve-T-Verfahren entwickelt, mit dem sich organische Lösungsmittel wiedergewinnen und zugleich die Destillationsrückstände trocknen und verwerten lassen.

Die Rückgewinnung von Lösungsmitteln ist besonders wirtschaftlich interessant, da hochwertige Lösungsmittel teuer in der Anschaffung sind. Durch Destillation, Extraktion oder Membranverfahren lassen sich verbrauchte Lösungsmittel so aufbereiten, dass sie wieder die erforderliche Reinheit für den Produktionsprozess erreichen. Das spart nicht nur Rohstoffkosten, sondern reduziert auch die Abfallmenge erheblich.

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Zero-Waste-Strategien in der chemischen Produktion

Zero-Waste-Strategien verfolgen das ambitionierte Ziel, Produktionsabfälle vollständig zu vermeiden oder zu verwerten. In der chemischen Industrie ist dies eine besondere Herausforderung, aber zunehmend werden Prozesse entwickelt, die diesem Ideal nahekommen.

Erfolgreiche Zero-Waste-Ansätze in der Chemie basieren auf mehreren Säulen: Zunächst die Prozessintegration, bei der Nebenprodukte eines Prozesses als Rohstoffe für einen anderen dienen. Dann die Kaskadennutzung, bei der Stoffe mehrfach auf verschiedenen Qualitätsniveaus verwendet werden, bevor sie recycelt werden. Die Symbiose zwischen Betrieben spielt ebenfalls eine Rolle, wobei Abfälle eines Unternehmens als Rohstoffe für ein anderes dienen. Schließlich ist die vollständige Kreislaufführung wichtig, bei der alle Prozesschemikalien kontinuierlich aufbereitet und wiederverwendet werden.

Ein praktisches Beispiel ist die Verwendung von Prozessabwärme zur Energiegewinnung oder die Nutzung von Reaktionsnebenprodukten als Grundstoffe für andere chemische Synthesen. Auch die Entwicklung von Katalysatoren, die vollständig recyclebar sind, trägt zu Zero-Waste-Zielen bei.

Herausforderungen bei der Abfallminimierung in der Chemie

Die Abfallminimierung in der Chemie wird erschwert durch die Tatsache, dass die meisten chemischen Produkte bislang nur auf Umwegen hergestellt werden können. Den Naturgesetzen folgend, lassen sich zwei Stoffe oft nur miteinander verbinden, indem Zwischenprodukte erzeugt und anschließend über mehrere Prozessschritte in das gewünschte Endprodukt transformiert werden. Auf diesem Weg entstehen in aller Regel auch Nebenprodukte, die zunächst einmal Abfälle darstellen. Um eine nachhaltige chemische Produktion zu gewährleisten, gilt es, diese Stoffe durch innovative Abfallverwertung und ein gezieltes Abfallmanagement in eine Kreislaufwirtschaft einzubinden.

Eine der größten Herausforderungen beim Recycling in der chemischen Industrie besteht im Sammeln und Sortieren wiederverwertbarer Materialien und Stoffe. Ist keine sortenreine Trennung der Abfälle möglich, lässt sich eine Ressourcenrückgewinnung nur eingeschränkt realisieren. Aufschluss darüber, ob sich der Aufwand generell lohnt, kann eine Lebenszyklusanalyse liefern. Diese beschäftigt sich mit den umweltrelevanten Auswirkungen von Produkten, angefangen von der Gewinnung der Ressourcen bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwertung. Eine solche Lebenszyklusanalyse lässt sich nicht nur als Entscheidungsgrundlage für eine neue Recyclingstrategie nutzen, sondern ermöglicht auch fundierte Entscheidungen in Bezug auf Produktgestaltung, Materialauswahl und Herstellungsprozesse.

Weitere Herausforderungen sind die hohen Investitionskosten für Recyclinganlagen, die technische Komplexität bei der Aufbereitung verunreinigter Abfallströme, die Notwendigkeit hochqualifizierter Fachkräfte für die Bedienung moderner Recyclingtechnologien und die Wirtschaftlichkeit, da Recycling teilweise teurer ist als die Neuproduktion aus Primärrohstoffen. Dennoch setzen steigende Rohstoffpreise, strengere Umweltauflagen und wachsendes Umweltbewusstsein zunehmend Anreize für innovative Abfallminimierung und Ressourcenrückgewinnung.

Wasserreinigung
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Zukunft der Abfallminimierung: Digitalisierung und grüne Chemie

Angesichts der Dringlichkeit des Klimawandels und eines wachsenden Bewusstseins für Umweltfragen wird die grüne Chemie einschließlich Abfallminimierung, Recycling, Effizienzsteigerung und Wiederverwendung von Chemikalien in den kommenden Jahren einen zunehmend wichtigeren Stellenwert einnehmen. Zudem ist davon auszugehen, dass neue Technologien wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, biobasierte Chemikalien, neue Katalysatoren und Kreislaufwirtschaft vermehrt dazu beitragen werden, die Chemiebranche nachhaltiger zu gestalten und den Umweltschutz in der Industrie zu verbessern.

Digitale Technologien ermöglichen eine präzise Überwachung von Stoffströmen in Echtzeit. Sensoren erfassen kontinuierlich Daten über Produktionsprozesse, Abfallentstehung und Recyclingpotenziale. Künstliche Intelligenz analysiert diese Daten und identifiziert Optimierungsmöglichkeiten, die mit bloßem Auge nicht erkennbar wären. Predictive Maintenance verhindert ungeplante Stillstände, die zu Ausschuss führen könnten. Digital Twins simulieren Prozessänderungen virtuell, bevor sie in der realen Produktion umgesetzt werden – so lassen sich Abfallminimierungsstrategien risikolos testen.

Biobasierte Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen bieten neue Möglichkeiten für geschlossene Kreisläufe. Anders als fossile Rohstoffe sind sie biologisch abbaubar und können nach Gebrauch kompostiert oder fermentiert werden. Neue Katalysatoren ermöglichen selektivere Reaktionen mit höheren Ausbeuten und weniger Nebenprodukten. Die Entwicklung reversibler chemischer Reaktionen erlaubt es, Produkte am Ende ihrer Lebensdauer wieder in ihre Ausgangstoffe zu zerlegen – ein echter Durchbruch für die Kreislaufwirtschaft.

Häufig gestellte Fragen zur Abfallminimierung in der Chemie

Was versteht man unter Abfallminimierung in der Chemie?
Abfallminimierung umfasst alle Maßnahmen zur Reduzierung von Produktionsabfällen durch Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling. Ziel ist es, sowohl die Menge als auch die Gefährlichkeit chemischer Abfälle zu verringern und Ressourcen zu schonen.

Welche Arten von Chemieabfällen gibt es?
Man unterscheidet zwischen gefährlichen Abfällen (Sonderabfälle mit Stern in der AVV) wie Lösungsmitteln, Säuren, Schwermetallverbindungen und nicht gefährlichen Abfällen wie verdünnten wässrigen Lösungen oder gereinigten Verpackungen.

Wie funktioniert Ressourcenrückgewinnung in der Chemie?
Durch verschiedene Verfahren wie Destillation, Extraktion oder chemisches Recycling werden Wertstoffe aus Abfällen zurückgewonnen. Beispiele sind die Regeneration von Lösungsmitteln oder die Rückgewinnung von Metallen aus Prozessabfällen.

Welche rechtlichen Vorgaben gelten für Chemieabfälle?
Zentral sind das Kreislaufwirtschaftsgesetz, die Gefahrstoffverordnung, die Abfallverzeichnisverordnung und das Chemikaliengesetz. Für gefährliche Abfälle ist das elektronische Nachweisverfahren verpflichtend.

Was sind Zero-Waste-Strategien in der Chemie?
Zero-Waste zielt darauf ab, Produktionsabfälle vollständig zu vermeiden oder zu verwerten. Erreicht wird dies durch Prozessintegration, Kaskadennutzung, Symbiose zwischen Betrieben und vollständige Kreislaufführung von Prozesschemikalien.

Warum ist Abfallminimierung wirtschaftlich sinnvoll?
Abfallminimierung senkt Entsorgungskosten, reduziert Rohstoffverbrauch, vermeidet Strafzahlungen bei Regelverstößen und verbessert das Image des Unternehmens. Zudem werden Ressourcen geschont und Umweltschäden vermieden.

Über Julian Senn

Julian Senn studierte Biochemie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie Nachhaltigkeitswissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2020 bis 2022 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg im Bereich Ökobilanzierung und Carbon Footprinting von biobasierten Chemikalien, Materialien und nachwachsenden Rohstoffen. Seit 2022 ist er Sustainability & Communications Manager bei der Chemische Werke Kluthe GmbH.