«Die Bedeutung von Corporate Social Responsibility für die Industrie»
Corporate Social Responsibility (abgekürzt CSR) ist die Verantwortung, die Unternehmen für die Gesellschaft übernehmen müssen, wenn sie die Grundlagen ihrer Geschäftstätigkeit auf Dauer erhalten wollen. Die langfristigen ökologischen und sozialen Auswirkungen ihres Handelns werden von Teilen der Industrie immer noch gerne ausgeblendet. Lesen Sie hier, warum ein strategisches CSR-Management notwendig ist und wie sich CSR in Unternehmen gestalten lässt.
CSR Management im Wandel: Entwicklungen 2025
Das Jahr 2025 markiert einen Wendepunkt für strategisches CSR Management in der Industrie. Corporate Social Responsibility entwickelt sich von isolierten Nachhaltigkeitsinitiativen zu integrierten Geschäftsstrategien, die direkt in die Wertschöpfungskette eingebettet sind. Besonders die Chemieindustrie und Oberflächentechnik stehen vor neuen Herausforderungen durch verschärfte EU-Regulatorik wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die standardisierte CSR-Berichterstattung mit externer Prüfung vorschreibt. Gleichzeitig erkennen Unternehmen, dass effektives CSR Management nicht nur Risiken minimiert, sondern auch Innovation fördert und neue Marktchancen eröffnet. Moderne CSR Management-Systeme nutzen digitale Tools und KI-basierte Datenanalyse, um Nachhaltigkeitsziele messbar zu machen und kontinuierlich zu optimieren.
Warum strategische Corporate Social Responsibility in Unternehmen notwendig ist
Strategie bedeutet in der Industrie, mittel- oder langfristige Zielstellungen zu bilden und Entscheidungen so zu treffen, dass die Ziele erreicht werden können. Mittelfristig bezieht sich meist auf den Zeitraum von zwei bis vier Jahren, langfristig bedeutet ungefähr vier bis acht Jahre. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Markt. Die Herausforderung im strategischen Management besteht vor allem in der Einschätzung, wie sich der Markt entwickelt, welche Risiken zu erwarten sind und wie sie sich vermeiden lassen. Angesichts der Globalisierung des Marktes hat sich das Spektrum der Risiken um die Auswirkungen des Klimawandels, die Verknappung der Rohstoffe, soziale Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen deutlich erweitert. CSR-Management, also die Wahrnehmung unternehmerischer gesellschaftlicher Verantwortung, soll diese Risiken minimieren.
Die Aufgabe von wirtschaftlichen Unternehmen ist es, Waren zu produzieren oder Dienstleistungen zu erbringen. Das Fortbestehen eines Unternehmens hängt von den Gewinnen ab, die es hervorbringt. Die Gewinne ermöglichen eine Weiterentwicklung, die zur Konkurrenzfähigkeit beiträgt. Eine Gewinnmaximierung auf Kosten der Menschen und der Umwelt führt jedoch langfristig zur Zerstörung der Natur und in der Folge zum Zusammenbruch der Gesellschaft. Für die Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen fehlen dann Rohstoffe und Arbeitskräfte. Vor allem aber fehlen auch Abnehmer, die die Leistungen bezahlen können. Praktizierte Corporate Social Responsibility kann diese Entwicklung stoppen.

Wofür steht CSR?
Die unternehmerische gesellschaftliche Verantwortung im Sinne von CSR-Management beinhaltet die sozialen, ökologischen und ökonomischen Belange aller an der Wertschöpfung beteiligten Kräfte. CSR steht für Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb und in der Lieferkette. Während in Europa umfangreiche rechtsgültige Vorgaben einen Mindeststandard für Menschenrechte, den Schutz von Beschäftigten und die Bewahrung der Umwelt darstellen, haben diese Dinge in vielen Ländern der Welt einen geringen Stellenwert. Corporate Social Responsibility in Unternehmen, die global aufgestellt sind, bedeutet, ihren Einfluss zu nutzen, um die Situation positiv zu beeinflussen. Corporate Social Responsibility geht allerdings über die Mindeststandards hinaus. Auf freiwilliger Basis sollen wirksame Maßnahmen die Nachhaltigkeit der Industrie sicherstellen. Das lässt sich durch den Einsatz eines CSR-Managements bewerkstelligen.

Was gehört zu CSR-Management?
Die Grundlage für ein CSR-Management bietet eine Reihe von internationalen Übereinkommen und Leitfäden. Dazu gehören unter anderem:
- OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
- UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte
- die zehn Prinzipien des UN Global Compact
- Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex
- ISO 26000:2010: Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung
Ergänzend zu diesen etablierten Frameworks haben sich 2025 neue Standards entwickelt: Die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten definiert konkrete Kriterien für “grüne” Geschäftstätigkeiten, während die Science Based Targets Initiative (SBTi) wissenschaftsbasierte Klimaziele zur Norm für ambitioniertes CSR Management macht. Digitale CSR Management-Plattformen integrieren diese verschiedenen Standards und ermöglichen eine einheitliche Bewertung und Berichterstattung der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung.
Darüber hinaus existieren zahlreiche branchenorientierte Leitlinien und Tools, die den Aufbau von Managementsystemen für die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung unterstützen. Für die Chemieindustrie hat der Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) eine Nachhaltigkeitsinitiative gestartet, die einen Branchenstandard für eine nachhaltige Wertschöpfung und Leitfäden für die einzelnen Schwerpunkte der Nachhaltigkeit erarbeitet. Beispielsweise sind Leitfäden für nachhaltiges Lieferkettenmanagement, für die Identifizierung und das Management von Risiken, für den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft und für die Anwendung der UN-Nachhaltigkeitsziele vorhanden.
Regulatorische Revolution: Neue Compliance-Anforderungen für CSR Management
Die regulatorische Landschaft für CSR Management hat sich 2025 fundamental gewandelt. Die EU-Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet nahezu 50.000 Unternehmen zur standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung, die erstmals extern geprüft werden muss. Parallel verschärft das Corporate Supply Chain Due Diligence Directive (CSDDD) die Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Lieferkette. Für Unternehmen der Oberflächentechnik bedeutet dies eine systematische Integration von ESG-Kriterien in alle Geschäftsprozesse. CSR Management muss heute nicht nur gesellschaftliche Verantwortung dokumentieren, sondern auch quantifizierbare Beiträge zu den UN-Nachhaltigkeitszielen nachweisen. Diese Entwicklung erfordert professionelle CSR Management-Strukturen mit klaren KPIs, regelmäßigem Monitoring und transparenter Kommunikation gegenüber allen Stakeholdern.
CSR-Management in der Chemieindustrie
Hohes Einsparpotential für Energie und Ressourcen
Die Chemie trägt im Bereich der Nachhaltigkeit eine besonders hohe Verantwortung für den Schutz der Umwelt. Sie gehört zu den größten Branchen in der Wirtschaft, hat einen sehr hohen Energie- und Rohstoffbedarf und arbeitet häufig mit gefährlichen Stoffen. Das bedeutet jedoch auch, dass ein großes Einsparpotential vorhanden ist und sich entsprechende Verbesserungen in der Technologie deutlich auf den Klima- und Umweltschutz sowie auf die Schonung von Ressourcen auswirken. Derartige Verbesserungen lassen sich durch die Verwirklichung der CSR-Prinzipien für grüne Chemie erreichen.
Weitreichende Lieferketten
Viele Rohstoffe, die in der Chemie verarbeitet werden, stammen aus entfernten Regionen, weil sie nahe am Standort nicht vorkommen. Die Rohstoffgewinnung geschieht häufig unter äußerst menschenunwürdigen und umweltschädlichen Bedingungen. Lassen Chemieunternehmen hier ihren Einfluss nachhaltig gelten, unterstützen sie im Rahmen von CSR-Management die Lieferanten durch den Transfer besserer Technologien und sind sie bereit, einen fairen Preis für die Rohstoffe zu zahlen, leisten sie einen bedeutenden Beitrag zur Corporate Social Responsibility.
Digitales CSR Management: Technologie als Enabler
Moderne CSR Management-Systeme setzen zunehmend auf digitale Technologien zur Optimierung von Nachhaltigkeitsprozessen. Künstliche Intelligenz analysiert komplexe Lieferkettendaten und identifiziert Risiken in Echtzeit, während Blockchain-Technologie für transparente Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen sorgt. In der Oberflächentechnik ermöglichen IoT-Sensoren die kontinuierliche Überwachung von Energie- und Ressourcenverbrauch, wodurch CSR Management von reaktiven zu proaktiven Ansätzen übergeht. Automatisierte Datenerfassung reduziert den administrativen Aufwand erheblich und verbessert gleichzeitig die Qualität der CSR-Berichterstattung. Cloud-basierte CSR Management-Plattformen ermöglichen es auch kleineren Unternehmen, professionelle Nachhaltigkeitsstrategien zu implementieren und dabei regulatorische Anforderungen zu erfüllen.
Grüne Chemie auch für Anwender
Da Chemieunternehmen in großem Umfang Hilfs- und Rohstoffe für andere Branchen herstellen, haben sie einen großen Einfluss darauf, wie nachhaltig diese Betriebe arbeiten können. Gelingt es beispielsweise Stoffe zu entwickeln, die bei einer geringeren Temperatur oder einer niedrigeren Dosierung die vom Kunden geforderte Wirksamkeit haben, verhelfen sie diesem Kunden zu mehr Nachhaltigkeit. Das gilt auch für die Fälle, in denen Anwender gefährliche Chemikalien vermeiden können, weil ihnen Technologien mit umweltfreundlichen Stoffen zur Verfügung gestellt werden. Beispiele dafür finden sich unter anderem in der Oberflächentechnik, in denen ebenfalls CSR-Management zum Zuge kommt (Niedrigtemperatur-Phosphatierung, chromatfreie Oberflächenvorbehandlung).
Stakeholder-Integration im modernen CSR Management
Erfolgreiches CSR Management 2025 zeichnet sich durch systematische Stakeholder-Integration aus, die weit über traditionelle Kommunikation hinausgeht. Mitarbeiter werden zu aktiven Gestaltern der CSR-Strategie, indem sie durch Employee Volunteering Programs und Nachhaltigkeitsteams direkt an der Umsetzung gesellschaftlicher Verantwortung mitwirken. Kunden erwarten zunehmend transparente Einblicke in die Lieferkette und bevorzugen Unternehmen mit authentischem CSR Management. Investoren bewerten ESG-Kriterien als entscheidende Faktoren für langfristige Unternehmensstabilität und fordern detaillierte Nachhaltigkeitsberichte. In der Oberflächentechnik führt diese Entwicklung zu Co-Creation-Ansätzen, bei denen Lieferanten, Kunden und Gemeinden gemeinsam nachhaltige Lösungen entwickeln. Modernes CSR Management nutzt digitale Plattformen für kontinuierlichen Stakeholder-Dialog und macht gesellschaftliche Verantwortung zu einem partizipativen Prozess, der Innovation und Vertrauen gleichermaßen fördert.
Recycling von Wertstoffen
Mit chemischen Verfahren werden Rohstoffe in Erzeugnisse umgewandelt. Im Interesse der Nachhaltigkeit können ebenso Abfälle wieder Rohstoffe oder Erzeugnisse werden. Das betrifft sowohl die eigenen Abfälle des Unternehmens als auch Abfallstoffe aus anderen Branchen und vor allem die Abfälle, die beim Kunden durch die Verwendung der gelieferten Chemikalien anfallen. Auch hierfür bietet die Oberflächentechnik zahlreiche Beispiele (Lösemittelrückgewinnung), um dem Prinzip CSR Rechnung zu tragen.
CSR Management als Zukunftsstrategie
CSR Management entwickelt sich 2025 zum strategischen Imperativ für zukunftsfähige Unternehmen in der Industrie. Die Integration von Corporate Social Responsibility in Kerngeschäftsprozesse schafft nachhaltige Wettbewerbsvorteile und eröffnet neue Marktchancen. Besonders in der chemischen Industrie und Oberflächentechnik ermöglicht professionelles CSR Management die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher Verantwortung. Unternehmen, die heute in systematisches CSR Management investieren, positionieren sich als Vorreiter einer nachhaltigen Industrietransformation und sichern ihre Zukunftsfähigkeit in einer zunehmend regulierten und bewussten Geschäftswelt.
Ergänzend interessant ist das kontroverse Arbeitspapier “Wie kaufrelevant sind CSR Aktivitäten wirklich? State-of-the Art und weiterer Forschungsbedarf” des markstones Institute of Marketing, Branding & Technology der Universität Bremen von Prof. Dr. Christoph Burmann von 2021.
[1] https://www.4sustainability.de/wp-content/uploads/2021/06/Loew_Rohde_2013_CSR-und-Nachhaltigkeitsmanagement.pdf [2] https://www.csr-in-deutschland.de/DE/CSR-Allgemein/CSR-in-der-Praxis/CSR-Management/csr-management.html