« Wie höchstmögliche Hygienestandards zu gewährleisten sind »
Gute Hygiene in der Industrie leistet einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit der Arbeitnehmer. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Verhütung ansteckender Krankheiten. Diese unterscheiden sich von anderen Erkrankungen dadurch, dass sie von Erregern verursacht werden. Hygienestandards beschreiben den Zustand den Produktionsstätten oder öffentliche Einrichtungen haben müssen, damit von dort keine ansteckenden Krankheiten ausgehen. Um diesen Zustand zu erreichen, sind bestimmte Maßnahmen erforderlich, die in einem Hygienekonzept festgehalten werden. Ziel ist es, die Vermehrung und die Verbreitung von Krankheitskeimen zu verhindern oder wenigstens einzuschränken.
Anforderungen an Hygienekonzepte
Die Anforderungen an die Hygiene sind vom Risiko abhängig, das sich daraus ergibt, wie wahrscheinlich das Auftreten von Krankheitserregern ist, wie schnell sie sich ausbreiten und wie groß der Schaden ist, den sie anrichten. Besonders hoch ist das Risiko des Auftretens in medizinischen Einrichtungen und in der Abfall- und Abwasserwirtschaft. Eine schnelle Ausbreitung ist in der Pharmazie, bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Trinkwasser sowie in medizinischen Einrichtungen wahrscheinlich. Der zu erwartende Schaden hängt vom Krankheitsverlauf und von vorhandenen wirksamen Therapiemöglichkeiten ab.
Für alle diese Wirtschaftsbereiche gelten spezielle Hygienestandards, die die jeweiligen Gegebenheiten berücksichtigen. Für die Industrie außerhalb dieser Bereiche gelten normalerweise allgemeine Hygieneregeln. In der gegenwärtigen Situation ist die Wahrscheinlichkeit von Covid-19-Erregern überall hoch. Für diese Krankheit existieren weder gesicherte Heilungsverfahren noch vorbeugender Impfstoff. Deshalb sind zurzeit auch bei der Hygiene in der Industrie erhöhte Standards notwendig.
Wirkung von Hygienemaßnahmen
Hygienemaßnahmen wirken hauptsächlich durch die Beseitigung von Krankheitserregern. In zweiter Linie beruht die Wirkung auf der Unterbrechung der Verbreitungswege. Für die Beseitigung stehen Verfahren der Sterilisation, der Desinfektion und der Reinigung zur Verfügung. Die Unterbrechung der Verbreitungswege erfolgt durch die Isolierung der Personen, die erkrankt sind oder infiziert sein können. Diese Maßnahmen sind die Grundlage für erhöhte Hygienestandards in der Industrie.
Beseitigung von Krankheitserregern
Die Sterilisation beseitigt sämtliche Keime. Neben Krankheitserregern werden auch Mikroorganismen abgetötet, die ungefährlich oder sogar nützlich sind. Bei der Desinfektion werden gezielt Erreger von Krankheiten abgetötet. Reinigungsmaßnahmen dienen der Beseitigung von Verunreinigungen und wirken sich keimmindernd aus.
Unterbrechung der Verbreitungswege
Personen, die erkrankt sind oder direkten Kontakt zu Erkrankten hatten, werden durch Quarantäne von allen anderen abgesondert. Sie müssen sich während dieser Zeit an zugewiesenen abgeschlossenen Orten aufhalten. Die Dauer der Quarantäne reicht bis zur Genesung oder bis zum Ablauf der Inkubationszeit.
Pflegepersonal verhindert die Verbreitung durch Schutzkleidung und gründliche Desinfektion (Dekontamination). Personen, die vermutlich nicht infiziert sind, unterbinden eine mögliche Verbreitung der Krankheitserreger durch die Einhaltung eines Mindestabstandes zu anderen Menschen und persönliche Hygiene.
Erarbeitung und Bekanntgabe eines Hygienekonzeptes
Zur Durchsetzung der Hygiene in der Industrie wird ein Hygienekonzept benötigt. Es fasst die verbindlichen Anweisungen zu allen Maßnahmen, die die Ausbreitung von Infektionskrankheiten verhindern, schriftlich zusammen.
Inhalt sind Reinigungs- und Desinfektionspläne für die Bereiche des Unternehmens, Verhaltensregeln für das Personal und für Besucher sowie organisatorische Vorgaben zur Umsetzung der Hygienemaßnahmen und zur Reduzierung von direkten Kontakten zwischen Personen.
Reinigungs- und Desinfektionspläne
In den Reinigungs- und Desinfektionsplänen werden die Arbeiten für Produktionsbereiche, Büro- und Aufenthaltsräume sowie sanitäre Einrichtungen detailliert vorgegeben. Dabei wird zwischen Flächendesinfektion und Geräte- oder Anlagendesinfektion unterschieden. Letztere ist Teil der Maschinenreinigung. Die Angaben umfassen Informationen über die zu verrichtenden Tätigkeiten, die zu verwendenden Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel, die Häufigkeit der Maßnahmen, die benötigten persönlichen Schutzausrüstungen und die jeweils verantwortlichen Mitarbeiter.
Um ihrer Verantwortung gerecht zu werden, benötigen die Mitarbeiter eine angemessene Unterweisung. Die Dokumentation der Arbeiten erfolgt in tabellarischen Aushängen in den betroffenen Bereichen, die eine Kurzbeschreibung der Tätigkeit, das verwendete Desinfektions- oder Reinigungsmittel und die zeitlichen Abstände zwischen den Maßnahmen vorgeben. Der verantwortliche Mitarbeiter bestätigt die ordnungsgemäße Durchführung mit Datum und Unterschrift.
Verhaltensregeln für Personal und Besucher
Die Verhaltensregeln für Personal und Besucher werden auf Hinweistafeln an den Gebäudeeingängen und in Sanitäreinrichtungen übersichtlich dargestellt. Sie sollen den direkten Kontakt zwischen Personen verhindern und an die persönliche Hygiene erinnern.
Wirksam sind sie, wenn sie kurz und prägnant formuliert und durch Piktogramme ergänzt werden. Insbesondere umfassen die Regeln Mindestabstände zwischen Personen, Tragen von Schutzmasken, vorgegebene Wege und die Händedesinfektion. Die Einhaltung der Regeln muss kontrolliert werden. Bei Verstößen sind die betreffenden Personen anzusprechen und ggf. des Hauses zu verweisen.
Organisatorische Mittel
- Zur Verbesserung der Hygiene in der Industrie tragen besonders in Zeiten von Pandemien, die erhöhte Hygienestandards erfordern, eine Reihe organisatorischer Mittel bei. Diese betreffen die Gestaltung des Arbeitsumfeldes, besondere Arbeitszeitregeln und die Bereitstellung der benötigten Ausrüstungen.
- Arbeitsplätze lassen sich durch Trennwände abgrenzen oder in einer angemessenen Entfernung voneinander aufstellen. Bedienelemente können beim Personalwechsel desinfiziert werden. Ist kein Personalwechsel erforderlich, können die Arbeitsmittel personifiziert zugewiesen werden.
- Besondere Arbeitszeitregeln helfen, Kontakte zwischen Personen zu verhindern oder auf eine Gruppe von Arbeitskräften zu begrenzen. Zu diesem Zweck kann man Arbeitsbeginn und –ende staffeln, die Möglichkeit der Heimarbeit (Homeoffice) prüfen und Pausen beim Schichtwechsel einplanen.
- Die Beschaffung geeigneter Seifenspender, Einmalhandtücher und Spender für Desinfektionsmittel erleichtert die Einhaltung der persönlichen Hygiene. Für gebrauchte Papierhandtücher sollten geschlossene Abfallbehälter mit Fußhebel vorhanden sein.