« Welche Anforderungen werden an moderne Beschichtungssysteme gestellt? »
QUALICOAT ist das eingetragene Warenzeichen des Vereins für Qualitätskontrolle in der Lackier- und Beschichtungsindustrie. Der Hauptsitz befindet sich in Zürich, in der Schweiz. Das Warenzeichen dient gleichzeitig als Gütesiegel für die Oberflächenvorbehandlung und Beschichtung von Aluminiumbauteilen, die in der Architektur eingesetzt werden. Für die Vergabe gelten detaillierte Qualitätsanforderungen, die im QUALICOAT-Standard festgehalten sind. Hier erfahren Sie, wie die Pulverbeschichtung von Aluminium beschaffen sein muss, um eine lange Lebensdauer ohne Qualitätsverlust zu erreichen.
Organisation der Qualitätssicherung
Das Produktzertifizierungssystem QUALICOAT hat sich weltweit in der Qualitätssicherung von Aluminiumbeschichtungen etabliert. Die globale Organisation besteht aus nationalen und internationalen Verbänden, die im Auftrag des Züricher Vereins für Qualitätskontrolle in der Lackier- und Beschichtungsindustrie als Generallizenznehmer tätig sind. Die Generallizenznehmer überprüfen sowohl die Hersteller von Vorbehandlungschemikalien und Beschichtungsstoffen wie Lackierungen als auch die Firmen, die die Aluminiumteile beschichten. Sind die im QUALICOAT-Standard festgelegten Vorgaben erfüllt, erhalten die Hersteller der Chemikalien eine Zulassung für die entsprechenden Produkte. Beschichter, die die Oberflächentechnik anwenden, erhalten nach erfolgreich bestandener Überprüfung eine Lizenz für ihre Anlagen.
Aufbau des QUALICOAT-Standards
Die Spezifikationen für Vorbehandlungschemikalien, Beschichtungsstoffe und Lackieranlagen werden jährlich aktualisiert und unter dem Titel “Vorschriften zur Erlangung des Qualitätszeichens für Beschichtungen auf Aluminium durch Flüssig- und Pulverlackierung bei Architekturanwendungen” vom Vorstand des Vereins für Qualitätskontrolle in der Lackier- und Beschichtungsindustrie veröffentlicht.
Kapitel 1
Das Kapitel 1 der Vorschriften befasst sich mit allgemeinen Hinweisen zum Geltungsbereich sowie zu generellen Anforderungen an die verwendeten Aluminiumlegierungen, Beschichtungs- und Vorbehandlungsmaterialien. Außerdem enthält das Kapitel 1 die Verpflichtung der Lizenzinhaber für das Gütesiegel im Bereich der Oberflächentechnik zur Teilnahme an QUALICOAT-Schulungsprogrammen und wichtige Begriffsdefinitionen.
Im Kapitel 2
Hier sind die Prüfmethoden für die Fertigprodukte und die Materialien für die Pulverbeschichtung beschrieben sowie die Bewertungskriterien für die Testergebnisse festgelegt. Grundlage sind in den meisten Fällen internationale Normen, die der Anhang A9 der Vorschriften zusammenfasst. Die Methoden werden durch eigens für den QUALICOAT-Standard entwickelte Tests ergänzt.
Kapitel 3
Dieses Kapitel enthält detaillierte Arbeitsvorschriften für die Beschichtungsbetriebe. Darin ist unter anderem genau vorgegeben, wie die Oberflächenvorbehandlung und das Konversionsverfahren sowie die Beschichtung und thermische Aushärtung durchgeführt werden müssen. Die Beschichter sind verpflichtet, bestimmte Prüfungen der Teile durchzuführen und die Betriebsbedingungen der Anlagen zu überwachen. Dazu ist ein Labor erforderlich, das über eine festgelegte Mindestausstattung verfügt.
Kapitel 4
Dieser Teil beschreibt die Voraussetzungen, die für die Zulassung der Materialien für die Pulverbeschichtung erfüllt sein müssen. Die Zulassung wird jeweils für eine bestimmte Betriebsstätte erteilt, wenn der Hersteller der Materialien für die Pulverbeschichtung die geforderten technischen Informationen zu seinen Produkten bereitstellt. Außerdem muss er über ein Prüflabor mit einer vorgegebenen Mindestausstattung verfügen und die vorgegebenen Tests von einem Prüflabor an Probeblechen durchführen lassen. Die endgültige Beurteilung der Ergebnisse erfolgt durch den zuständigen Generallizenznehmer oder durch QUALICOAT. Dazu reicht das unabhängige Labor dort den Prüfbericht ein. Die Zulassung muss regelmäßig erneuert werden.
Kapitel 5
Dieser Abschnitt enthält die Vorgehensweise, mit der Beschichtungsbetriebe der Oberflächentechnik die Lizenz für die Nutzung des Gütezeichens erlangen. Dazu sind die Prüfung der technischen Ausstattung jeder Beschichtungslinie, des Labors sowie der Materialien und der Fertigprodukte erforderlich. Grundlage für die Überprüfung der Arbeitsweise und der technischen Ausstattung sind die Arbeitsvorschriften im Kapitel 3. Die Tests an den Fertigprodukten erfolgen nach den Vorgaben der Prüfmethoden aus Kapitel 2. Besitzt ein Beschichter die Lizenz für die Verwendung des Qualitätssiegels, erfolgen zwei Prüfungen pro Jahr. Entsprechen die Ergebnisse dem QUALICOAT-Standard, wird die Lizenz regelmäßig erneuert.
Kapitel 6
Kapitel 6 schreibt den Beschichtungsbetrieben umfangreiche Eigenkontrollen sowie die Dokumentation der Durchführung und der Ergebnisse vor. Überprüft werden die Betriebsbedingungen in der Oberflächenvorbehandlung, bei der Durchführung der Konversionsverfahren und in der Metallbeschichtung einschließlich der Einbrennbedingungen sowie die Qualitätskontrollen der Fertigprodukte aus der Oberflächentechnik.
Kurzübersicht über die vorgegebenen Prüfmethoden beim QUALICOAT-Standard
Die Vorgaben zu den Prüfmethoden in der Oberflächentechnik und zur Bewertung der Testergebnisse im QUALICOAT-Standard sind äußerst umfangreich. Dadurch wird die Qualität der Fertigprodukte aus der Oberflächentechnik sichergestellt und ein dauerhafter Korrosionsschutz erreicht. Folgende Tests sind vorgesehen:
- Bewertung des Aussehens der signifikanten Oberfläche
- Messung des Glanzes gemäß den Anforderungen des Auftraggebers (matt, satin oder glänzend)
- Bestimmung der Schichtdicke (Bei QUALICOAT Pulverbeschichtung je nach Anforderungsklasse zwischen 50 und 110 µm)
- Ermittlung der Haftfestigkeit der Pulverbeschichtung auf der Oberfläche mittels genormten Klebebands (Trocken- und Nasshaftung)
- Eindruckhärteprüfung, Tiefungsprüfung, Dornbiegeversuch und Kugelschlagprüfung (die Pulverbeschichtung darf nach der entsprechenden mechanischen Belastung keine Fehlstellen oder Risse aufweisen)
- Essigsäure-Salzsprühtest und Beanspruchung im Kondenswasser-Wechselklima mit schwefeldioxidhaltiger Atmosphäre, (ein Kreuzschnitt von 1 mm Breite bis auf das Metall darf maximal bis zum angegebenen Grenzwert unterwandert werden, keine Blasenbildung, die Tests geben Auskunft über den Korrosionsschutz der Metallbeschichtung.)
- Machu-Test (Eintauchen in eine Prüflösung mit exakt vorgegebener Zusammensetzung, Prüftemperatur und Einwirkungsdauer, die zuvor aufgebrachte Ritzspur darf maximal bis zum angegebenen Grenzwert unterwandert werden)
- Schnellbewitterungstest (nach 1000 Stunden werden Glanzverlust und Farbänderung geprüft)
- Bewitterungstest (die Freibewitterung erfolgt in Florida und dauert je nach Klasse der organischen Beschichtung bis zu 10 Jahre)
- Vernetzungsgradprüfung (Test, ob sich die Beschaffenheit der Pulverbeschichtung durch den Kontakt mit einem organischen Lösungsmittel verändert)
- Beständigkeit gegen Mörtel (von Oberflächen die pulverbeschichtet sind, muss sich Mörtel leicht ablösen lassen, anschließende Überprüfung der Farbe)
- Beständigkeit im Kondenswasserkonstantklima und Beständigkeit gegenüber kochendem Wasser (unter festgelegten Bedingungen, bei Pulverlack auch im Dampfkochtopf möglich, Aufbringen eines Ritzmusters, Prüfung mit genormtem Klebeband, Fehler oder Ablösungen sind unzulässig, Blasenbildung und Farbänderung unterliegen Grenzwerten)
- Sägen, Fräsen und Bohren der beschichteten Teile mit scharfen Werkzeugen dürfen keine Anrisse oder Abplatzungen verursachen
- Filiformkorrosionstest (an einer geritzten Probe wird die die Beschichtung fadenartig unterlaufende Korrosionsform durch Salzsäure provoziert. Nach einer festgelegten Einwirkungsdauer unter vorgegebenen Bedingungen wird die Probe beurteilt.
- Wasserfleckentest (Prüfung der Farbveränderung nach Einwirkung von vollentsalztem Wasser mit einer Temperatur von 60 °C)
- Test zur Kratz- und Scheuerbeständigkeit (mit Martindale-Prüfgerät, Abrasionspad überstreicht die Oberfläche unter vorgegebenen Bedingungen, über einen festgelegten Zeitraum, anschließende werden Glanzmessungen durchgeführt und der Glanzgrad bewertet)
Fazit: Oberflächentechnik mit Qualität
Insgesamt lässt sich also sagen: Wer Artikel zur Beschichtung im QUALICOAT-Standard kauft, der kann sich darauf verlassen, dass diese hohe Qualitätsstandards erfüllen. Durch die strengen Prüfkriterien erfüllen entsprechende Produkte im Bereich der Oberflächenbehandlung die grundlegenden Anforderungen, zu denen zunehmend auch Nachhaltigkeit (grüne Chemie) gehört.
[1] https://www.qualicoat.net/main/home.html