Verdünnungsmittel, auch Verdünner genannt, sind Flüssigkeiten, die den Anteil chemischer Stoffe in einem Stoffgemisch herabsetzen. Das dient beispielsweise dazu, die Konsistenz von Lack so zu beeinflussen, dass er sich gut und sparsam verarbeiten lässt. Lackverdünnungsmittel sind Lösungsmittel oder Gemische unterschiedlicher Lösemittel, die speziell auf das jeweilige Lacksystem abgestimmt sind. Dadurch eignen sie sich auch als Reinigungsmittel für Geräte und zum Entfernen von Flecken im Zusammenhang mit der Lackierung. Liegt der Schwerpunkt auf dieser Anwendung, werden die Lösemittelgemische unter dem Oberbegriff Reinigungsverdünner angeboten.
Hauptanwendung der Verdünnungsmittel für Lack
Die Hauptbestandteile der meisten Lacke sind Bindemittel und Lösungsmittel. Das Bindemittel ist für die Beschaffenheit der erzeugten Farbschicht verantwortlich. Das Lösungsmittel ermöglicht eine gute Durchmischung der Bestandteile des Lacks und das Auftragen der Lackschicht. Während die aufgetragene Schicht trocknet, verdunstet es.
Die Zeit, die dafür benötigt wird, hängt von der Flüchtigkeit des Lösungsmittels ab. Leichtflüchtige organische Lösungsmittel verdunsten sehr schnell. Sie werden als Lösemittel bezeichnet. Der mengenmäßige Anteil des Lösungsmittels bestimmt die Fließfähigkeit des Lacks. Handelsüblich sind Lacke, die nur das Mindestmaß an diesem Stoff enthalten.
Unmittelbar vor der Verarbeitung wird so viel Lackverdünner untergemischt, wie für die erforderliche Fließfähigkeit benötigt wird.
Dadurch lässt sich der Lack an unterschiedliche Verfahren der Lackierung (Streichen, Rollen, Spritzen) und an die Erfordernisse der einzelnen Schichten (Grundierung, Zwischenschicht, Deckschicht) anpassen. Außerdem können über die Wahl der Verdünnungsmittel die Trocknungszeit und das Erscheinungsbild der Lackschicht beeinflusst werden.
Auswahl von Verdünnungsmitteln
Verdünnungsmittel für Lacke und Farben müssen immer auf das Gesamtsystem abgestimmt sein. Wer aus dem umfangreichen Angebot den “richtigen” Verdünner auswählen will, sollte sich vom Hersteller oder Lieferanten beraten lassen. Zum Verdünnen von Öl- und Alkydharzlacken eignet sich Terpentinöl. Dieser hochwertige Stoff wird aus dem Harz von Nadelbäumen gewonnen. Daraus leitet sich die häufig verwendete Bezeichnung Balsam Terpentinöl ab. Etwas preiswerter ist der ähnlich zusammengesetzte Terpentinersatz, der aus Erdöl hergestellt wird. Nitro-Kombilacke lassen sich mit Aceton verdünnen. Ein weiteres häufig verwendetes Verdünnungsmittel für Lackfarben ist Brennspiritus. Dabei handelt es sich um Alkohol, der aus steuerlichen Gründen vergällt wurde, um die Nutzung als Trinkbranntwein zu verhindern.
Aceton und Brennspiritus verdunsten sehr schnell. Um die Verdunstung zu verlangsamen und dadurch den Verlauf und den Glanzgrad der Lackschicht zu verbessern, werden ähnlich beschaffenen chemische Stoffe mit geringerer Flüchtigkeit zu Universalverdünnungsmitteln kombiniert. Diese Lösemittelgemische sind auf ein ganz bestimmtes Verdunstungsverhalten optimiert. Universalverdünnungsmittel sind leicht-, mittel- und schwerflüchtig erhältlich. Soll eine sehr schnell trocknende Lackschicht erzeugt werden, wird ein leichtflüchtiger Verdünner benötigt.
Schwerflüchtige, langsam trocknende Lackverdünner hinterlassen eine hochglänzende Oberfläche. Kluthe bietet die verschiedenen Produkte unter der Bezeichnung Lösin an. Die Lösemittelgemische bestehen im Wesentlichen aus Aceton, kettenförmigen und zyklischen Kohlenwasserstoffen, Alkoholen, Estern und ringförmigen chemischen Verbindungen auf der Basis von Benzol. Letztere werden unter dem Sammelbegriff Aromaten zusammengefasst.
Für Lacke, die keine aromatischen Lösungsmittel enthalten, enthält das Sortiment von Kluthe explizit einen aromatenfreien Universalverdünner.
Die kettenförmigen Kohlenwasserstoffe sind auch die Hauptbestandteile von Vergaserkraftstoff. Daraus leitet sich die Bezeichnung Waschbenzin ab. Die darin enthaltenen Moleküle bestehen aus einer Kette von Kohlenstoffatomen, an denen Wasserstoffatome angelagert sind. In zyklischen Kohlenwasserstoffen bilden die Kohlenstoffatome einen geschlossenen Ring. Ist eines der Wasserstoffatome durch eine OH-Gruppe ersetzt, handelt es sich um einen Alkohol, enthält ein derartiges Molekül zwei OH-Gruppen, ist es ein Glykol. An OH-Gruppen lagern sich gerne organische Säuren wie Essig oder Ameisensäure an. Die dadurch entstehenden chemischen Verbindungen sind Ester oder Ether.
Verwendung der Verdünnungsmittel für die Reinigung
Die beim Lackieren eingesetzten Geräte müssen unmittelbar nach der Beendigung der Arbeiten von Lack- und Farbresten befreit werden. Als Reinigungsmittel bieten sich die Verdünner der Lacke an. Sie werden auch eingesetzt, um Farbflecken von Fußböden oder Einrichtungsgegenständen zu entfernen. Dabei ist auf die Verträglichkeit der Verdünnungsmittel mit den Oberflächen zu achten. Die meisten Reinigungsverdünner lösen auch Fette und Öle gut auf. Deshalb werden sie unabhängig von der Lackierung in vielen Fällen zum Entfetten von Oberflächen eingesetzt.
Bekannte Reiniger sind neben den speziellen Lackverdünnungsmitteln vor allem Salmiaklösung und Brennspiritus. Ein sehr gutes Mittel für die Reinigung von Holzböden und Gegenständen aus Holz ist Terpentinöl.
Umgang mit Verdünnungsmitteln und Reinigungsverdünnern
Die meisten Verdünnungsmittel und Reinigungsverdünner sind brennbare Flüssigkeiten. Die leicht- und mittelflüchtigen Stoffe bilden schon bei normalen Zimmertemperaturen so viele Dämpfe, dass im Gemisch mit der Luft eine zündfähige Atmosphäre entstehen kann. Dann kann ein kleiner Funken eine Explosion auslösen.
Die Dämpfe sind in der Regel auch gesundheitsschädlich. Sie reichern sich nach dem Einatmen schnell im Fettgewebe an, das die Nerven umgibt. Daraus können Schläfrigkeit und Benommenheit resultieren. Es ist deshalb wichtig, während der Anwendung der Verdünner für eine gute Durchlüftung zu sorgen und den Umgang mit offenem Feuer zu vermeiden.
Die fettlösenden Eigenschaften der Verdünnungsmittel wirken sich bei längerem und wiederholtem Kontakt auf die Beschaffenheit der Haut aus. Sie wird rissig und spröde. Das lässt sich durch die Verwendung von Schutzhandschuhen und die Nutzung von Hautpflegemitteln verhindern. Ausführliche Hinweise zu den Inhaltsstoffen und zum gefahrlosen Umgang enthalten die technischen Merkblätter und die Sicherheitsdatenblätter, die die Hersteller der Verdünner bereithalten. Dort sind auch Angaben über die ordnungsgemäße Entsorgung von Restmengen zu finden.