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Entlackung ist immer dann erforderlich, wenn die Beschichtung einer Oberfläche abgenutzt oder schadhaft ist. Der Lack leistet nur solange Schutz gegen Korrosion von Metall oder Fäulnis von Holz, wie er eine lückenlose, feste Schicht bildet. Eine zur Werterhaltung erforderliche Neulackierung haftet nur auf sauberem, von Farbresten befreitem Grund. Die Lackentfernung ist also Voraussetzung für die Haltbarkeit der neuen Farbschicht.
Anforderungen an optimale Verfahren für die Lackentfernung
Das optimale Verfahren für die Entlackung hängt von der Art der Beschichtung, von der Beschaffenheit der Oberfläche und vom Material des Untergrundes ab. Falsche Entlackungsmittel oder Verfahren wirken sich wertmindernd aus.
Die Größe der Gegenstände und die Möglichkeiten zur Handhabung beeinflussen die Wahl für das Verfahren der Entlackung ebenfalls. Eine Schiffswand oder die Außenhaut eines Flugzeuges stellen andere Anforderungen an die Entlackung als kleinere Teile oder das Gehäuse eines Gerätes, das sich abbauen lässt.
Aufgrund von Richtlinien zum Umwelt- und Gesundheitsschutz ergeben sich außerdem rechtliche Vorgaben, die bei der Entlackung zu berücksichtigen sind. Entlackungsmittel müssen den Anforderungen der REACH-Verordnung entsprechen, die im europäischen Raum regelt, wie Chemikalien registriert, bewertet und zugelassen werden und welche Stoffe nicht verwendet werden dürfen.
Zuletzt sollen der zeitliche Aufwand und die Kosten in einem Rahmen liegen, der ein ökonomisch vertretbares Entschichten der Metalle ermöglicht.
Überblick über Methoden für die Entlackung
Bei der Entlackung kommen mechanische, thermische und chemische Methoden zur Anwendung.
Mechanische Lackentfernung
Bei mechanischen Verfahren wird der Lack mit Spachteln, Drahtbürsten oder Schleifvorrichtungen entfernt. Von größeren Flächen und Gegenständen mit komplizierten Konturen wird die Farbe durch Sandstrahlen beseitigt. Die Oberflächen der Gegenstände werden bei dieser Art, den Lack zu entfernen, mit angegriffen. Die Staubentwicklung erfordert oft den Einsatz von Atemschutzmasken.
Thermische Lackentfernung
Bei der thermischen Lackentfernung wird die Farbschicht durch heiße Luft aufgeweicht oder in Pyrolyseöfen verbrannt. Dabei entstehen allerdings umweltschädliche Gase und Dämpfe, die Atemschutzmaßnahmen und eine Abgasreinigung erforderlich machen. Zu den thermischen Verfahren gehört auch die Anwendung der Tieftemperaturtechnik. Die Teile werden in flüssigen Stickstoff getaucht. Dadurch wird die Farbschicht spröde. Sie zieht sich zusammen und blättert ab. Die Verfahren sind natürlich nur für Materialien geeignet, die die extremen Temperaturen ohne dauerhaften Verlust ihrer Gebrauchseigenschaften ertragen.
Chemische Entlackung
Bei der chemischen Lackentfernung wird die Farbschicht je nach Material durch passende Entlackungsmittel abgelöst. Das Entschichten erfolgt entweder durch Heißentlackung oder durch Kaltentlackung. Die Heißentlackung findet in erwärmten Bädern statt, in die die Gegenstände getaucht werden, bis sich der Lack abgelöst hat. Zur Kaltentlackung wird der Entlacker auf die Oberfläche gestrichen oder gespritzt und anschließend zusammen mit der Farbe entfernt. Die verwendeten Chemikalien müssen auf die behandelten Werkstoffe abgestimmt sein. Dämpfe, die beim Einsatz von Entlackungsmitteln freigesetzt werden, werden abgesaugt und in Abgasreinigungsanlagen behandelt.
Heißentlackung für transportable Teile aus Metall
Anlagentechnik für die Heißentlackung
Zentrale Komponente einer Anlage für die Heißentlackung ist ein beheizbares Becken mit einem Fassungsvermögen von 5 bis 10 m³. In diesem Becken befinden sich ein Sieb oder ein Gestell zur Aufnahme der Teile. Mit einem Flaschenzug oder einem Kran lässt sich die Aufnahmevorrichtung anheben und absenken. Die Becken werden im Betrieb mit Blechen abgedeckt. Nach der Heißentlackung werden die Teile mit Wasser abgewaschen. Dazu wird ein zweites Becken oder eine Vorrichtung zum Abspritzen benötigt. Ablaufendes Wasser wird aufgefangen. Anschließend müssen die Teile trocknen.
Heißentlackungsmittel
Heißentlackungsmittel stehen in Form von Konzentraten zur Verfügung, die vor dem Einsatz mit Wasser verdünnt werden. Das Mischungsverhältnis ist von der Lackzusammensetzung und der Art der Metalle abhängig. Die Gebrauchsanleitungen der Mittel enthalten die erforderlichen Hinweise. Teile aus Stahl oder Gusseisen lassen sich mit preiswerten alkalischen Entlackern behandeln. Diese Chemikalien werden auf der Basis von Natronlauge oder Kalilauge hergestellt. Die Heißentlackung mit diesen Stoffen erfolgt bei Temperaturen von ca. 90 °C. Sie dauert je nach Dicke und Beschaffenheit der Lackschicht zwischen 10 Minuten und einigen Stunden.
Verschiedene Metalle werden durch starke Laugen angegriffen. Für Aluminium, Magnesium und Buntmetalle werden organische Heißentlackungsmittel auf der Basis von Alkoholen oder Glykolen eingesetzt. Um die Verdunstung der Entlacker zu begrenzen werden diesen Bädern häufig Öle zugefügt, die auf der Oberfläche schwimmen und eine Deckschicht bilden. Die Beseitigung von Lackschichten aus Polymeren erfordert deutlich höhere Temperaturen als die Entfernung normaler Lacke. Die Reinigungstemperatur liegt hier zwischen 180 °C und 280 °C. Um derartigen Lack zu entfernen werden unverdünnte organische Entlacker eingesetzt, die brennbar sind. Bei diesem Verfahren werden Explosionen und Brände verhindert, indem die Entlackung in hermetisch abgeschlossenen Anlagen erfolgt. Die Behälter werden vor dem Betrieb mit Stickstoff geflutet, der den Luftsauerstoff verdrängt. Die Vorteile der Heißentlackung liegen in der kurzen Reaktionszeit und darin, dass sich Bauteile mit komplizierten Konturen und Hohlräumen entschichten lassen. Nachteilig ist der hohe Energieverbrauch.
Kaltentlackung großer Flächen
Vorgehensweise bei der Kaltentlackung
Zur Kaltentlackung werden die chemischen Stoffe mit Spachteln auf die Oberflächen aufgetragen, aufgepinselt oder über Düsen aufgesprüht. Wenn sich der Lack gelöst hat, wird er zusammen mit dem Kaltentlacker abgespachtelt oder abgewaschen. Häufig kommen dabei Hochdruckreiniger zum Einsatz. Das verunreinigte Wasser wird über Bodeneinläufe aufgefangen und im Kreislauf wiederverwendet. Siebe und Filter halten die von den Metallen abgelöste Farbe zurück. Die Rückstände müssen anschließend fachgerecht entsorgt werden.
Einige Kaltentlacker reagieren so mit dem Lack, dass das Gemisch selbständig von der Fläche abfließt und entsorgt werden kann
Die Einwirkungszeit ist bei der Kaltentlackung wesentlich höher als bei der Heißentlackung. Vorteilhaft hingegen ist, dass keine Energie für Aufheizvorgänge verbraucht wird und dass Teilentlackungen möglich sind.
Kaltentlackungsmittel
Die Kaltentlackung erfolgt mit gebrauchsfertigen organischen Stoffen, die unverdünnt eingesetzt werden. Ihre Wirkung wird durch zugefügte Laugen oder Säuren verstärkt.
Für die Kaltentlackung sind sowohl flüssige als auch pastöse Mittel verfügbar. Einige Kaltentlacker zeigen ein Fließverhalten, das als thixotrop bezeichnet wird. Diese Stoffe sind solange flüssig, wie sie durch Schütteln, Rühren oder Aufstreichen bewegt werden. In Ruhe verfestigen sie sich zu einer zähen Masse.
Gesundheits- und Umweltschutz bei der chemischen Entlackung
Chemische Verfahren sind mit Risiken für die Umwelt oder die beteiligten Mitarbeiter verbunden. Durch Sorgfalt, technische Sicherheitseinrichtungen und organisatorische Maßnahmen werden diese Risiken minimiert.
Besondere Beachtung verdienen neben dem Gesundheitsschutz der Gewässerschutz, die Abluftreinigung und die Abfallentsorgung. Die bei der Heißentlackung verbrauchten Stoffe sollten aufbereitet und für die Wiederverwendung genutzt werden. Die Firma Kluthe gehört zu den Herstellern, die Abfälle zurücknehmen, in eigenen Anlagen behandeln und für die Herstellung neuer Produkte einsetzen.
Bei der Kaltentlackung verwendete Mittel werden in der Regel einer energetischen Verwertung zugeführt.